Von Darmstadt nach Blaubeuren

Wie schon im letzten Jahr nahm ich in der ersten Juniwoche am Abschlussworkshop des Internet Seminar on Evolution Equations in Blaubeuren teil. Angestachelt von einigen Mitstudenten („So lang ist das doch nicht“, „Letztes Jahr haben wir mit dem Schönes Wochenende Ticket auch 7 Stunden gebraucht“) beschloss ich also, von Darmstadt aus mit dem Fahrrad anzureisen. Natürlich einen Tag früher als nötig um am Workshop teilzunehmen – es war ja im Voraus klar, wie fit ich am Ziel ankommen sollte. Die Tour war schnell geplant (254km Strecke zusammenklicken dauert ja nur wenige Minuten mehr als 120km zu planen). Hauptschwierigkeit war es dabei, den Großraum Stuttgart mit seinen gefühlt 137.000 Bundesstraßen zu vermeiden – nach einigen Versuchen fand ich dann aber eine verkehrsarme und dafür höhenmeterlastige (3400 Hm) Strecke.

Wie nicht anders zu erwarten, war für Samstag, den 2. Juni, gutes Wetter vorausgesagt (zumindest immer dort, wo ich mich, wenn alles nach Plan läuft, aufhalten wollte) und so startete ich pünktlich um 8:08 Uhr am Vivarium in Darmstadt. Und nun ein Auszug aus der Etappenchronik:

9:10 Uhr: Kilometer 28, ich drücke auf meiner geliebten B38 Richtung Reichelsheim. Auf der Höhe von Fränkisch-Crumbach fängt es leicht zu nieseln an und der Himmel verdunkelt sich. Ich glaube fest daran, dass auf der anderen Seite der Wegscheide die Sonne scheint.

9:42 Uhr: Bingo! In Affolterbach blitzt die Sonne durch. Hoch motiviert setze ich mir das (zugegebenermaßen dämliche) Ziel, mit einem 32er Schnitt im Gepäck in Hirschhorn den Neckar zu überqueren.

10:27 Uhr: Beide Ziele erreicht. Mein erster Powerbar-Riegel wird vernichtet und dann gehts weiter.

10:43 Uhr: Ein blödes Elektrofahrrad versucht mir im Anstieg zur Moosbrunner Höhe Paroli zu bieten. Ich mobilisiere etwas mehr Kraft, als zu diesem frühen Zeitpunkt eingeplant. Dafür werde ich Stromer los.

11:25 Uhr: Der steile Stich hinter Asbach schmerzt. 93km sind gefahren.

11:56 Uhr: Endlich habe ich die A6 unterquert. Nicht, dass die A6 meine Lieblingsautobahn wäre, aber ich kann mich daran erinnern, dass Heilbronn an der A6 liegt und in der Nähe von Heilbronn mein Mittagessen geplant war.

12:15 Uhr: Ich erreiche Schwalgern. Wie geplant verspeise ich im Gasthof zur Linde eine Portion Kässpätzle. Leider ist das Restaurant sehr voll, so dass ich 45min auf mein Essen warten muss.

13:32 Uhr: Ich setzte meine Tour fort. 118km sind gefahren, 136km stehen noch auf dem Programm.

14:50 Uhr: Die letzten 37km waren wellig aber ansonsten unspektakulär. Freude machen die wieder erstaunlich frischen Beine. Nach der Neckarüberquerung bei Ludwigsburg werde ich fast von einem Krankenwagen überfahren. Außer mir vor Wut merke ich mir das Kennzeichen.

15:31 Uhr: Wer schläft beim Grünwerden einer Ampel bei Schwaikheim? Der gleiche Krankenwagen wie in Ludwigsburg. Sachen gibts.

15:50 Uhr: Wie geplant mache ich meinen zweiten Stopp an der Araltankstelle in Beutelsbach. Noch nie hat mir ein Energydrink so gut geschmeckt. Dummerweise kaufe ich Strudelwasser für meine Trinkflaschen. Das sollte mir noch zu schaffen machen. Gefahren sind 182km in 6:01:12.

16:16 Uhr: Weiter geht’s! Der Aufstieg Richtung Baltmannsweiler ist landschaftlich ein Traum. Die kleine Straße schlängelt sich durch Wald und Wiesen – zu Beginn begleitet mich ein kleiner Bach und ein ziemlich schneller Trekkingradfahrer. Die Beine geben keine große Bergpace mehr her. Ich bin froh, als ich oben angekommen bin. Zusätzliche Speed kostet mich die viele Kohlensäure im Magen. Scheiß Sprudelwasser.

17:31 Uhr: A8 passiert, Weilheim an der Teck erreicht. Langsam wird mir bewusst, wie weit ich inzwischen von Darmstadt weg bin. Wir schreiben Kilometer 215, bisher bin ich 7:14h gefahren, was immer noch fast einem 30er Schnitt entspricht. Ich hole mir noch eine Cola und der Dönerbudenbesitzer liefert mir die Steilvorlage: „Wo kommst her? Wie weit bischt schon gfahren?“ Nach meiner Antwort guckt er wie ein Auto. Meine dunkle Erinnerung sagt mir, dass jetzt noch der Albaufstieg kommt und ich dann nach Blaubeuren rollen kann. Dies sollte teilweise richtig sein.

18:07 Uhr: Ich erreiche eine Lichtung auf 745m Höhe und schreibe euphorisch eine SMS an das Begleitfahrzeug: „Albaufstieg done – noch 30km“.

18:12 Uhr: Ich wundere mich, warum ich mehr als 200m Höhe verloren hab und nun eine Wand vor mir habe, an deren oberen Ende die Autobahn zu erahnen ist. Erschreckt stelle ich fest, dass ich Vollidiot von Streckenplaner hier ein paar Extrahöhenmeter eingebaut habe, die mir nun ganz und gar nicht schmecken.

18:31 Uhr: Endlich auf 815m Höhe angekommen und weit und breit keine höhere Erhebung in Sicht. Das muss es an Anstiegen gewesen sein. 233km bin ich gefahren, das heißt es stehen nur noch gute 20km an. Ich mobilisiere die allerletzten Kräfte und fahre ziemlich benebelt, aber noch recht schnell, dem Ziel entgegen.

19:03 Uhr: Das Ortseingangsschild Blaubeuren!!! Nie habe ich mich über ein gelbes Schild so gefreut!

19:07 Uhr: Die 30Hm Schlussanstieg zur Jugendherberge waren ein Klacks und der rennende Patrick konnte auf den letzten 100m auch nicht mit mir mithalten. Ein Wahnsinnsgefühl. Ich ringe fast 30 Minuten nach Luft, die beiden anderen sagen, ich hätte in der ersten Viertelstunde meinen Mund nicht zu bekommen.

Eckdaten der Tour: 255km, 3412Hm, 29,2er Schnitt.

Und hier noch der Vorher-Nachher-Vergleich:
Vorher

Nachher

Testfahrt Nordschleife 2012

Und wieder ist es soweit, es wird auf der Nordschleife getestet. Gleich in mehrfacher Hinsicht ist diese Testfahrt auf der Nordschleife eine Premiere. Erstmals ist das gesamte DGD Racing Team – außerhalb des Rad am Ring Rennen – vollzählig auf der Eifelachterbahn, begleitet vom Teamchef des EMS Racing Teams.

Das neue Material feiert auch bei ihm seine gelungene Nordschleifenpremiere. Für Daniel K., dem neuen Teammember ist es die erste Begegnung mit der einzigartigen Rennstrecke. Bei gewohnt gutem Wetter, 18 Grad und fast komplett trocken (5 Minuten leichter Nieselregen am Ende zählen eigentlich nicht) war es eine gelungene Testsession. Alle konnten ihre Vorjahreszeiten deutlich steigern bzw. eine erste Zeit setzen. Auch die Technik bot ein wenig Optimierungspotential, eine Aluschraube am Flaschenhalter hielt der Nordschleife nicht Stand -> wird natürlich umgehend gegen eine Edelstahlschraube ersetzt, Leichtbau ist eben doch nicht alles.

Stefan konnte die Pace von Moritz und Daniel erstaunlich lange mitgehen und fuhr eine 39er Rundenzeit auf der Nordschleife was von den anderen beiden mit einer 37er Zeit nur knapp unterboten wurde. Ebenfalls neu war die gemeinsame Tour durch die Berge der Eifel am darauffolgenden Samstag morgen, natürlich auch ohne nass zu werden 🙂

Trainingslager Mallorca: Bilanz 2012

Wie üblich gibt es auch beim Trainingslager auf Mallorca eine abschließende Bilanz.

Nach den Radtouren bleibt die stets freie Sauna/Poollandschaft in positiver Erinnerung, hier kann die Regeneration perfekt anfangen. Diese wurde dann in kulinarischer Form am gut sortierten Buffet mit spanischem Bier weitergeführt (Standardmenü: Vorsuppe, 2 Hauptgänge, ein Kalorienhauptgang und Eis). Danach gab es stets viel zu Lachen, Gerald und Stefan aus Berlin, sorgten immer für 1a Stimmung. Dass Freitag der 5. Abend in Folge mit einem Fußballspiel war, machte das grandiose 4:4 (live auf Sky go am Laptop) vergessen.

Trainingstechnisch sind zunächst die Eckdaten von 700km und knapp 9000 Hm verteilt auf 6 Trainingstage hervorzuheben. An den großen Anstiegen, die als Bergzeitfahren in Angriff genommen wurden, konnten Daniel und Moritz ihre Zeiten aus dem Vorjahr um mehrere Minuten verbessern. Diese Zeiten sorgten teils für ungläubiges Staunen. Stefan konnte vor allem am ersten Tag und beim Zeitfahren auf den Col dels Reis glänzen: Hier verbesserte er die Zeiten von Daniel und Moritz aus dem Vorjahr und kam viel früher als erwartet an. Eine wirklich starke Leistung.

Mit Ausnahme von einem Tag konnte man auf Mallorca Sonne pur genießen – und die einzige „Regenpause“ wurde bei einer großen und sehr leckeren Portion „Idiotenpaella“ (Muscheln und Garnelen wurden vom Küchenpersonal schon die den Zustand gebracht, in dem man das ganze nur noch in sich hineinspachteln muss) verbracht 🙂 Dabei war es an den ersten Tagen etwas kühler als im Vorjahr, was aber keinesfalls negativ aufgefallen ist.

Ein großer Dank geht an dieser Stelle an den Teamchef, der mit Moritz immer durch gute Streckenplanung glänzen konnte! Die Mathematikprofis hatten es sogar hingebracht fast jeden Tag irgendwo einigermaßen plausible Höhen oder Streckendaten herzuholen 🙂 Bis auf das verletzungsfreie Demontieren der Pedale und das spontane Entwerfen einer Spacervariante für Moritz war Stefan fast nur beim „taktischen“ Windschattenfahren zu sehen 😉

Diashow best of Mallorca 2012 (in voller Auflösung)

Trainingslager Mallorca: Cap Formentor

Zum Abschluss des Trainingslagers stand heute bei traumhaftem Wetter die mindestens ebenso traumhafte Tour über das Kloster Lluc zum Cap de Formentor auf dem Plan. Nachdem auf der Straße nach Inca ein wenig B38-Feeling aufkam war eigentlich geplant, den Anstieg zum Kloster Lluc in sehr gemütlichem Tempo anzugehen. Das wurde allerdings von einem attackierfreudigen Rennradfreund verhindert, von dem sich zunächst Stefan und dann Moritz provozieren ließen. Dass die ganze Aktion zu Gunsten der Racing Team Fahrer ausging, versteht sich von selbst 🙂

Nach einer Pizza in Port de Pollenca stand dann direkt der größte Anstieg auf dem welligen Weg zum Cap de Formentor bevor. Wiederum ließ sich unser Lieblingsrennradfahrer Stefan zu einer Tempoverschärfung hinreißen, diesmal ausgelöst durch einen Triathlet mit Topzeitfahrmaschine. Der restliche Weg zum Leuchtturm Formentor war geprägt von Stefans pausenlosen Fluchen über den Straßenbelag bis schlussendlich bei Moritz nach einer kurzen Abfahrt die Luft raus war – zumindest im Hinterreifen, in dessen Mantel sich ein Nagel gebohrt hatte (siehe auch das Lehrvideo „Luftpumpen mit Panoramablick“). Auf der Rückfahrt stellte sich dann nur noch die Frage, ob man rechtzeitig zum geplanten Saunagang um 18:00 Uhr im Hotel ankommen würde. Man sollte es grade so schaffen.

Eckdaten der Tour: 129km, 26er Schnitt, 2150 Höhenmeter, Bildergalerie klick mich

Trainingslager Mallorca Sa Calobra

Heute war die Königsetappe angesagt, wieder in voller Mannschaftsstärke. Zum Einrollen ging es nach Pollenca die Küstenstraße entlang, mit einer schönen Variante durch eine Nebenstraße. Nachdem Stefan seinen Tacho wieder aufgesteckt hatte (war bei einer kurzen PP abgefallen), ging es erst flach dann immer steiler in Richtung Kluster Luc. Dort wartete der Cols dels Reis, der von der Landseite aus lediglich 2,5km mit 6% Steigung zu bieten hat. Unüblicherweise fährt man dort jedoch zwangsläufig erst die Abfahrt, hinunter ans Meer bevor man den Berg bezwingt. Nach einer Stärkung ging es los. Mit reichlich Statisten und dem einen oder anderen geistig zurückgebliebenen Autofahrer gespickt ging es ans Bergzeitfahren. Stefan konnte die Zeit von Moritz und Daniel 2011 um eine halbe Minute unterbieten (38:10), und zeigte damit, dass man mit einem Rennrad durchaus flott den Berg erklimmen kann. Die 720 Hm auf 10km verteilte fuhr wie sonst üblich Moritz an und Daniel übernahm nach ca. der Hälfte die Führungsarbeit. Die Zeit die dabei herauskam, sorgte bei Moritz für einen überraschten Gesichtausdruck (er hatte unten vergessen das GPS zu nullen). Nach dem Dreifacherfolg des Racing Teams am Berg, ging es wieder runter nach Luc und zurück über Sa Pobla nach Can Picafort. Auf dem letzten Teilabschnitt waren noch 50 Rennradler in einem riesigen Feld angeordnet. Anfangs boten sie noch einen schönen Windschatten, gegen Ende gab es noch sinnlose Tempoverschärfungen.

Eckdaten der Tour: 121km, 2170 Höhenmeter, 26er Schnitt. Diashow hierlang