Giro delle Dolomiti 2023 – 1 (Alpe di Pampeago)

Dieses Jahr ist vieles neu beim Giro: es wurde der Ruhetag gestrichen und das Teamzeitfahren, dieses Jahr hätte das DGD Racing Team sogar 5 Fahrer am Start um geschlossen zu starten (Heiko, Daniel, Sven, Moritz, Sebastian). Was nicht neu war, die separate Transponderausgabe neben den Starterbeuteln, dazu musste jedoch eine 2. Autofahrt unternommen werden – die unprofessionelle Beschilderung vor Ort half aber auch nach. Die Pre-Race Massage wurde von 4/5 des Teams genossen, Heiko kam erst am Sonntag Abend per Zug aus Athen via München an (fast pünktlich). Die erste Etappe war schon auf dem Papier brutal hart. Der gezeitete Süd-Anstieg zur Alpe die Pamgeago (bekannt aus dem Giro d’Italia) war ein knapp 7km langes Segment mit fast 11% Durchschnittssteigung.

Wie gewohnt ging es in Bozen aus dem Messegelände im Pulk los, es waren 260 Rennradler aus der ganzen Welt am Start. Begrüßt wurde das Fahrerfeld mit einem leichten morgendlichen Nieselregel. Der Vorberg zur Verpflegung wurde in einem sehr lang gezogenen Feld gefahren, was zu einigem Autoverkehr sorgte. Pünktlich nach der Pause fing es dann erneut an zu regnen, dieses Mal wurde die Straße und damit auch die Fahrer nass. Selbst die lokalen Wetterexperten hatten keinen Regen auf dem sprichwörtlichen Schirm, das DGD Quintett hatte bis auf eine Windjacke auch keine passende Kleidung dabei. Wie üblich wurde am Anfang des Segmentes von vielen überzogen. Moritz musste einige Leute mehr wegziehen lassen, als erhofft – viele davon wurden aber wieder aufgefahren. Die mit dem Regen einkehrende Kälte sorgte aber für einen Einbruch ca. 1km vor dem Ziel. Die Sufferfest-like alles-oder-nichts Attacke vor dem Torbogen sorgte für eine gute Platzierung (14), aber auch für den kostenlosen Erwerb einer Rettungsdecke von den Sanitätern. Daniel nahm sich vor hinter Heiko gemäßigt zu starten, konnte nach ca. 1km sich Stück für Stück absetzen und dank 34/32 Übersetzung auch die Steilstücke „flüssig“ mit 70-75rpm fahren und erreichte Platz 26, Heiko nur knapp dahinter mit guter Renneinteilung Platz 41. Wie prognostiziert war Sven (81) zwischen Sebastian (104) und Heiko platziert, für ihn war das gezeitete Segment eher zu kurz.

Die größte Überraschung war Sebastians Reaktion, denn er war dieses Jahr nicht der größte Fan von zweistelligen Steigungsprozenten, er kam zufrieden und gut gelaunt oben an. Dort ging dann der Regen richtig los, sodass man sich im Hotel ein paar Heißgetränke gönnte bevor es dann nach dem Regen die super-steile Variante über Obereggen zurück nach Bozen ging. 82km / 2000Hm

Ötzi 2023 – Pacing nach Bauchgefühl

Von den ursprünglich vier gemeldeten Fahrern sollten nach Krankheits- und Trainingsausfällen nur Heiko und Moritz an den Start gehen. Diese beiden dafür aber mit Rekordkilometern (knapp 6000 bzw. 7000) zur Jahreshalbzeit in den Beinen. Der Startplatz wurde nach abgeschlossener Familienurlaubsplanung im Hause Egert in der Nachverlosung ergattert, was zu diversen Zusatzschwierigkeiten sorgte: Moritz kam aus dem Raum München nach (geplantem) Fahrzeugwechsel im Auto seiner Mutter angereist, Heiko kam direkt aus Darmstadt und mit dem Starterbeutel und einer vorbildlichen Tapering Einheit im Gepäck mussten noch 600 Höhenmeter mit den Autos auf einer unbefestigten Straße ins Hotel gefahren werden, was anderes war eben nicht mehr frei, und just am Vorabend des Ötzis beschloss der hiesige Koch dem traditionellen französischen Saucenrezept « man nehme eine Flasche Rotwein und fülle sie in den Koch… » zu folgen, was das Carboloading zu einer dreistündigen, unorganisierten Ausdauerpartie machte. On the good side: keine Zeit, sich Stress vor dem Rennen verrückt zu machen.

Auf gehts!

Der Wecker wurde auf 4:45 gestellt, eine Stunde später drängelten sich die beiden Racing Team Fahrer noch professionell nach vorne, was hier relativ zu sehen ist und nach Heikos Analyse des Veranstaltervideos ungefähr Platz 1200 entsprach, und schneller als gedacht war man mitten drin im Rennen, das beide Fahrer wie geplant getrennt bestreiten sollten.
Das ambitionierte Ziel war, bei der ersten Teilnahme und fast komplett ohne Streckenkenntnis, direkt unter der magischen Grenze von 8h zu bleiben. In der Abfahrt nach Ötz konnte ich gefahrlos mehrere hundert Plätze gut machen und nach kurzem Stau auf den ersten 3km konnte ich die anvisierten 300W am Kühtai entspannt abspulen. Sogar der Auftrag, Flo Neuschwander von meinem Nachbarn zu grüßen, konnte mit einem lockeren Plausch abgeschlossen werden. Mit bis zu 104,6kmh rauschte es nach Innsbruck in einer größer werdenden Gruppe runter und am Brenner konnte ich im Windschatten wie geplant Kraft sparen und Energie nachtanken. Die Trinkstrategie sah bis dahin 2l Iso vor und mit einer kleinen Attacke vor der Verpflegung am Brennerpass konnte ich das Nachtanken in unter 2 Minuten erledigen, Pappbecher Red Bull inklusive.

Was nicht passieren darf…

Das sollte trotzdem zu wenig sein, denn wie so oft merkte ich von den hohen Temperaturen gar nichts (sehr gut) und schwitzte viel mehr als ich dachte (nicht sehr gut, wenn man nicht genug trinkt). Der durchgängig hohe Puls um 165 trotz vorbildlich gedämpfter Fahrweise (240-250W) hätte mich misstrauisch und auf den Pfad „einsetzende Dehydrierung“ bringen müssen, aber im Rennen ist man nie so schlau wie nachher beim Bier. Wasser hätte es am Jaufenpass oben zuhauf gegeben, als ich mich a Position 170 liegend in die schöne, technische Abfahrt stürzte. Ich wartete aber bis zum Fuß des Timmelsjochs um mir von Katie die bestellten, hochkonzentrierten Iso-Pullen reichen zu lassen. Letztere trank ich dann viel zu schnell um den Durst zu stillen und es war um den Magen geschehen — über 20 Minuten Zwangspause am Streckenrand. Bis dahin lag ich auf Kurs 7h50. Mega, und ebenso mega die Enttäuschung, einfach nicht mehr fahren zu können.

Doch noch ordentlich im Ziel

Ich verlor fast 150 Positionen, berappelte mich aber zu meiner größten Überraschung nochmal und konnte, auch dank des Weltklasse Domestique Alex, ordentlich zu Ende fahren und Positionen gut machen. Am Gegenhang zur Mautstelle waren die Beine sogar wieder zu 280W bereit und mit einer sauberen Abfahrt brachte ich meinen ersten Ötzi auf Platz 277 zu Ende. In der Nettofahrzeit erreichte ich mein Ziel sogar: 7:59:15. Mit Pause natürlich nicht. Hoffentlich gibt es dazu nächstes Jahr die Chance. Bis dahin wartet erstmal in zwei Wochen mein eigentlicher Saisonhöhepunkt Giro Delle Dolomiti.

L’Alsacienne 2023

Die Vorbereitungen auf den Ötzi laufen weiterhin auf Hochtouren. Als nächstes Vorbereitungsrennen stand am vergangenen Sonntag die Langdistanz der Alsacienne auf dem Programm: 195 km mit 4850 Höhenmetern mit Start und Ziel am Lac de Kruth-Wildenstein bieten sogar einen etwas härteren Höhenmeterquotienten als der Saisonhöhepunkt. Für das Rennen waren Daniel, Heiko, Moritz und Sven schon 2020 gemeldet. Die diversen Absagen des Events in der Zwischenzeit konnten stets für Mini-Trainingslager in der Region genutzt werden, sodass das Team heuer mit nahezu kompletter Streckenkenntnis anreisen sollte. Daniel hatte die komplizierteste Anreise-Strategie unter Zuhilfenahme drei verschiedener Transportmittel ausgetüftelt, war aber zu Mitte der Woche nicht fit und entschied sich vernünftigerweise, nichts zu riskieren im Hinblick auf den Ötzi. Der Rest reiste aus dem Rhein-Main-Gebiet mit dem Auto an.

Auf der Einrollrunde am Samstagnachmittag wurden die ersten 30 km des Rennens Probe gefahren. Zum Glück, denn hinter dem ersten Anstieg (Col d’Oderen) wartete nach einer Zwischenabfahrt ein rechtwinkliger Abzweig auf einen Wirtschaftsweg, der im Renntempo ohne Streckenkenntnis gefährlich geworden wäre, genau wie die sehr rumpelige Abfahrt Richtung Bussang nahe der Moselquelle.

Moritz konnte schließlich die anderen beiden überzeugen, am Sonntagmorgen bereits zur Öffnung der Startaufstellung um 6h45 vor Ort zu sein, um für den Start um 7h30 gut positioniert zu sein.

Hektik war zu erwarten, denn alle 3 Strecken (119/145/195) starteten gemeinsam, mit der Möglichkeit, sich unterwegs noch umzuentscheiden. Das war aufseiten des DGD Racing Teams nicht geplant, wurde aber doch genutzt (Spoiler). Den vom Vortag bekannten Anstieg fuhren alle deutlich über FTP, um in den schnelleren Gruppen auf dem nachfolgenden Flachstück mit rollen zu können. Das gelang mehr als nur gut! Der erste Härtetest war dann der schmale und komplett neu asphaltierte Anstieg von Geishouse auf den Grand Ballon. In Zukunft soll dieser einen weiteren Anreiz für die Organisatoren der Tour de France bieten, die Rennentscheidung in den Vogesen zu suchen. Letzte Woche war die Alsacienne das erste Rennen überhaupt, das diesen Abschnitt befahren durfte.

Es folgten dann wohlbekannte Abfahrten und Zwischenanstiege bis zur Verpflegungsstelle bei Kilometer 81. Das Rennen war knapp 3h alt und natürlich rechneten alle Fahrer damit, die Flaschen mit neuem isotonischen Getränk füllen zu können. Leider gab es aber nur Wasser mit ordinärem Getränkesirup für (schlechte) Cocktails. Salze und Mineralstoffe Fehlanzeige. Die bekam nur die Konkurrenz mit privat organisierten Verpflegungsstellen. Dass sich das rächen würde war irgendwie klar, aber noch war es nicht so weit. Zunächst folgte mit Firstplan, Petit Ballon und Platzerwasel mit Rückkehr auf den Grand Ballon der härteste Abschnitt des gesamten Rennens. Dank Katies SMS-Service wusste Moritz, dass er in der Abfahrt vom Petit Ballon auf Platz 32 geführt wurde, 25 Minuten hinter der Spitze. Heiko folgte 16min dahinter, Sven weitere 20min, sodass alle drei sehr gut in ihrem Rennen lagen.

In der Abfahrt hinab zu Start/Ziel brach dann (wie schon im Training vor zwei Jahren) Heikos Berk-Leichtbausattel an der Nase. Hier stellte sich nun die Möglichkeit, spontan die Strecke zu wechseln als Segen heraus, denn Heiko konnte nach der 15 km langen Abfahrt einfach links abbiegen und in 5h41 sein Rennen (nun) auf der 145km-Strecke auf einem sehr starken 31. Platz beenden.

Moritz und Sven blieben von Ermüdung zumindest beim Material verschont und bogen rechts ab. Dort gab es nach wenigen Kilometern eine erneute Sirup-Tankstelle, bei Moritz‘ Stopp war auch noch reichlich Wurst vorhanden, die dann aber irgendeiner der nachfolgenden Fahrer aufgefuttert haben muss, denn bei Svens Stopp beklagte sich manch Konkurrent. Ein Blick auf das Wahoo verriet nun: noch 42km und 1100 Höhenmeter bis ins Ziel, der SMS-Service meldete Platz 19 für Moritz! Pünktlich nach 6h Rennzeit machte sich dessen Beinen der Mangel an Mineralstoffen bemerkbar — Krampf links, Krampf rechts, Krampf links,… Mit Willenskraft konnte aber verlangsamt weitergefahren werden und nur ca. 8 Minuten und zwei Plätze eingebüßt werden. Im Klartext: Platz 21 in 7h06!

Sven hatte sich seine Kräfte offenbar am besten eingeteilt und verlor auf den letzten 40km nur noch gute 5min auf Moritz. Auch deswegen stand neben einer Verdopplung der Jahreshöhenmeter ein beeindruckende 92. Platz (8h26) auf der (digitalen) Teilnehmerurkunde!

Jacuzzi in der Ferienwohnung nach dem Rennen und sensationelle Sportografenbilder am Dienstagabend versüßten den Rückblick aufs Rennen. Wir kommen nächstes Jahr wieder!

Rad Race 120 – Sonthofen

Zur Enttäuschung des Trios landeten die drei Fahrer im Block C (letzter Block). Aufgrund einiger sehr großer (Mixed) Teams, von denen aber auch nur 3 Fahrer gewertet wurden im Prolog waren die ersten beiden Blöcke schnell voll. Zum Startschuss 6:45 fanden sich Daniel, Heiko und Matthias (sein 1. Radrennen) recht weit vorne in C zusammen. Auf den ersten flachen 10 km (6 davon neutralisiert) musste ordentlich Gas gegeben werden um auf eine sinnvolle Gruppe aufzuschließen. Das Frühstück wurde aufgrund der Uhrzeit erst im Startblock eingenommen, sollte aber ausreichen. Aus unerklärlichen Gründen gab es sehr knapp vor den drei Fahrer auf gerader Strecke einen Sturz der aber umfahren werden konnte. Bis zur ersten Abfahrt bei km 40 passierte nicht viel, außer dass die Gruppe sich vergrößerte. Alsbald passierte man die Grenze nach Österreich wo der schönste Streckenabschnitt begann, eine nur für Anwohner zu befahrende schmale Straße an diversen Kühen und deren Behausungen vorbei – sehr schön gelegen. Den Abschnitt mit 2 Anstiegen befuhr man zweimal, die Vorfreude war also schon groß. Die Gruppen waren jeweils von kurzer Dauer, mal setzen sich Fahrer auf der Abfahrt ab – Matthias musste sich erst an das schnelle/enge Fahren im Rennen rantasten – mal gab es an den zahlreichen Bergen Verschiebungen. Daniel und Heiko waren bemüht, die jeweilige Gruppe zu führen um Matthias möglichst nicht im Wind fahren zu lassen. Das Highlight der Etappe war Deutschlands einziger Alpenpass, der Riedbergpass. Daniel und Heiko fuhren dort mal jeweils alleine, um oben mit vollen Flaschen auf Matthias zu warten. Daniel war ob der Steilheit des Anstieges überrascht und wünschte sich Heikos Übersetzung. Auf den „Flachstücken“ mit 7% des ansonsten klar zweistelligen Anstieges musste man sich zwangsläufig erholen. Die Analyse zeigt, selbst Gruppen mit 20 Minuten Vorsprung im Ziel waren dort deutlich langsamer unterwegs. Die Abfahrt war sehr schnell, flachte aber in der zweiten Hälfte deutlich ab, sodass Daniel und Heiko wieder die Gruppe anführten. Dann kam der sehr schöne Dejavu-Abschnitt, wo beim letzten Hügel die Beine von allen schon schwerer wurden. Der Zielabschnitt war dann etwas winklig und endete mit einem Mini-Bergparkplatz. Dort war außer ein paar Drinks nicht viel zu holen, sodass nach kurzem Abklatschen und Verschnaufen (Platz 91 bei den Männer-Teams) der Rückweg zur noch leeren Expo auf sich genommen wurde. Es gab dort noch Pasta und Kaiserschmarrn dann ging es umgezogen aber ungeduscht zurück nach Darmstadt (5,5h Fahrzeit :/). Stravalink: 126km – 2300 Hm