Die Vorbereitungen auf den Ötzi laufen weiterhin auf Hochtouren. Als nächstes Vorbereitungsrennen stand am vergangenen Sonntag die Langdistanz der Alsacienne auf dem Programm: 195 km mit 4850 Höhenmetern mit Start und Ziel am Lac de Kruth-Wildenstein bieten sogar einen etwas härteren Höhenmeterquotienten als der Saisonhöhepunkt. Für das Rennen waren Daniel, Heiko, Moritz und Sven schon 2020 gemeldet. Die diversen Absagen des Events in der Zwischenzeit konnten stets für Mini-Trainingslager in der Region genutzt werden, sodass das Team heuer mit nahezu kompletter Streckenkenntnis anreisen sollte. Daniel hatte die komplizierteste Anreise-Strategie unter Zuhilfenahme drei verschiedener Transportmittel ausgetüftelt, war aber zu Mitte der Woche nicht fit und entschied sich vernünftigerweise, nichts zu riskieren im Hinblick auf den Ötzi. Der Rest reiste aus dem Rhein-Main-Gebiet mit dem Auto an.
Auf der Einrollrunde am Samstagnachmittag wurden die ersten 30 km des Rennens Probe gefahren. Zum Glück, denn hinter dem ersten Anstieg (Col d’Oderen) wartete nach einer Zwischenabfahrt ein rechtwinkliger Abzweig auf einen Wirtschaftsweg, der im Renntempo ohne Streckenkenntnis gefährlich geworden wäre, genau wie die sehr rumpelige Abfahrt Richtung Bussang nahe der Moselquelle.
Moritz konnte schließlich die anderen beiden überzeugen, am Sonntagmorgen bereits zur Öffnung der Startaufstellung um 6h45 vor Ort zu sein, um für den Start um 7h30 gut positioniert zu sein.
Hektik war zu erwarten, denn alle 3 Strecken (119/145/195) starteten gemeinsam, mit der Möglichkeit, sich unterwegs noch umzuentscheiden. Das war aufseiten des DGD Racing Teams nicht geplant, wurde aber doch genutzt (Spoiler). Den vom Vortag bekannten Anstieg fuhren alle deutlich über FTP, um in den schnelleren Gruppen auf dem nachfolgenden Flachstück mit rollen zu können. Das gelang mehr als nur gut! Der erste Härtetest war dann der schmale und komplett neu asphaltierte Anstieg von Geishouse auf den Grand Ballon. In Zukunft soll dieser einen weiteren Anreiz für die Organisatoren der Tour de France bieten, die Rennentscheidung in den Vogesen zu suchen. Letzte Woche war die Alsacienne das erste Rennen überhaupt, das diesen Abschnitt befahren durfte.
Es folgten dann wohlbekannte Abfahrten und Zwischenanstiege bis zur Verpflegungsstelle bei Kilometer 81. Das Rennen war knapp 3h alt und natürlich rechneten alle Fahrer damit, die Flaschen mit neuem isotonischen Getränk füllen zu können. Leider gab es aber nur Wasser mit ordinärem Getränkesirup für (schlechte) Cocktails. Salze und Mineralstoffe Fehlanzeige. Die bekam nur die Konkurrenz mit privat organisierten Verpflegungsstellen. Dass sich das rächen würde war irgendwie klar, aber noch war es nicht so weit. Zunächst folgte mit Firstplan, Petit Ballon und Platzerwasel mit Rückkehr auf den Grand Ballon der härteste Abschnitt des gesamten Rennens. Dank Katies SMS-Service wusste Moritz, dass er in der Abfahrt vom Petit Ballon auf Platz 32 geführt wurde, 25 Minuten hinter der Spitze. Heiko folgte 16min dahinter, Sven weitere 20min, sodass alle drei sehr gut in ihrem Rennen lagen.
In der Abfahrt hinab zu Start/Ziel brach dann (wie schon im Training vor zwei Jahren) Heikos Berk-Leichtbausattel an der Nase. Hier stellte sich nun die Möglichkeit, spontan die Strecke zu wechseln als Segen heraus, denn Heiko konnte nach der 15 km langen Abfahrt einfach links abbiegen und in 5h41 sein Rennen (nun) auf der 145km-Strecke auf einem sehr starken 31. Platz beenden.
Moritz und Sven blieben von Ermüdung zumindest beim Material verschont und bogen rechts ab. Dort gab es nach wenigen Kilometern eine erneute Sirup-Tankstelle, bei Moritz‘ Stopp war auch noch reichlich Wurst vorhanden, die dann aber irgendeiner der nachfolgenden Fahrer aufgefuttert haben muss, denn bei Svens Stopp beklagte sich manch Konkurrent. Ein Blick auf das Wahoo verriet nun: noch 42km und 1100 Höhenmeter bis ins Ziel, der SMS-Service meldete Platz 19 für Moritz! Pünktlich nach 6h Rennzeit machte sich dessen Beinen der Mangel an Mineralstoffen bemerkbar — Krampf links, Krampf rechts, Krampf links,… Mit Willenskraft konnte aber verlangsamt weitergefahren werden und nur ca. 8 Minuten und zwei Plätze eingebüßt werden. Im Klartext: Platz 21 in 7h06!
Sven hatte sich seine Kräfte offenbar am besten eingeteilt und verlor auf den letzten 40km nur noch gute 5min auf Moritz. Auch deswegen stand neben einer Verdopplung der Jahreshöhenmeter ein beeindruckende 92. Platz (8h26) auf der (digitalen) Teilnehmerurkunde!
Jacuzzi in der Ferienwohnung nach dem Rennen und sensationelle Sportografenbilder am Dienstagabend versüßten den Rückblick aufs Rennen. Wir kommen nächstes Jahr wieder!
Moritz, herzlichen Glückwunsch zu dieser herausragenden Leistung!
Du bist verrückt… 😉 und ich sehr beeindruckt 🙂
Danke für den Bericht.
Das nächste Mal aber nur bei sichergestellter Versorgung mit isotonischen Getränken (wie auch immer)…
Grüße auch an Katie und an das gesamte Team.