Am letzten Tag des Trainingslagers wartete das bisher beste Wetter auf, wenig Wind und viel Sonne und das auch bis zum späten Nachmittag. Ohne Florian und Sebastian, die es ruhig angehen wollten, fuhren die 9 Fahrer über Pollenca in Richtung Sa Calobra. Am Vorabend gab es unterschiedliche Auffassungen, ob sich die Stichstraße mit dem härtesten Anstieg der Insel wirklich lohnen sollte, aber schon aus Rennradbildungsgründen muss da jeder schonmal gewesen sein. Es wurde gemütlich zusammen bis zum Kloster Lluc gefahren, am Gegenanstieg des Col des Reis gab es dann eine Gruppenteilung. Am ganzen Tag wurde kein einziger Reisebus gesichtet und die meisten konnten die Autos (z.T. aufgehalten durch unfähige Radfahrer) auf der Abfahrt gut überholen. Zum Mittagessen wurden die ca. 100Hm zusätzlich in Kauf genommen, um in Cala Tuent gediegen zu dinieren – kein Vergleich zur Touristenabzocke in Sa Calobra.
Die Gruppe Hemsbach wurde direkt zum Gipfel geschickt, alle anderen nahmen die 3km Umweg in Kauf, um das gesamte Strava-Segment zu befahren. Jürgen fand eine sehr gute Form, er wählte zum MIttagessen nur einen Maldelkuchen – leicht verdaulich. Stefan war nicht im Ballermodus, als er dann Arne einholte fuhren beide zusammen nach oben. Konstantin wollte seinen Kumpanen Maurice noch einholen, dieser verschärfte aber dann doch die Pace. Moritz fuhr natürlich die teaminterne Tagesbestzeit, aufgrund nicht so guter Verkehrs- und Windbedingungen war jedoch eine Verbesserung der Sub30 Zeit aus 2014 nicht drin. Heiko brachte ordentlich Leistung auf die Pedale bei seiner Erstbefahrung des Anstiegs. Daniel fuhr unten zügig aber nicht am Limit rein, als dann nach einer Überholung einer Gruppe ein anderer Fahrer am Hinterrad blieb, ging es natürlich nicht rauszunehmen. Also wurde auf „Duell“-Modus am Berg gefahren, alles im Wind und mit Luft beim Endspurt (den es nicht gab). Dabei konnte Christian noch eingesammelt werden, der unten an Jürgens Hinterrad überpacete und einen Mini-Stau (1 Auto) verursachte.
Die Kräfte und die Gruppe wurde am Kiosk gesammelt und alle kamen gut und zügig zurück ins Quartier – großes Lob vor allem an Arne der schon stark gelitten hatte.
Nach dem Abendessen wurden die Räder gepackt und auf das gelungene Trainingslager angestoßen – das Radsportfieber wurde bei dem Hemsbachtrio definitiv geweckt. Beim Transfer zum Flughafen lief es nicht ganz optimal, Florian vergaß seinen Schlüssel im Zimmer und Christian sein Handy im Bus. Den konnte man zwar in Llucmajor orten aber nicht erreichen – die Erfahrungen zeigen aber, dass nichts wegkommt auf Mallorca. Stravadaten – 126km / 2300 Hm
Die Aufteilung in mehrere Radgruppen erreichte am Donnerstag seinen Höhepunkt. Stefan und Arne blieben an der Küste, super schönes Lenkerband einkaufen und Eis essen (40km), damit am Freitag die Beine frisch sind. Dem diametral entgegen fuhren Moritz und Sebastian kurz nach 8 Uhr mit dem Rad nach Port Andratx, direkt beim ersten Versuch mit einer guten Routenführung um Palma herum. Nach einem Frühstücksstopp und gut 750 Hm in den Beinen erreichten beide nach 84km den eigentlichen Start des Tracks. Der Rest teilte sich wieder in Schildkröten und Hasengruppe auf, bei der die ursprüngliche Idee durch verschiedenen Streckenlängen vor dem Mittagessen (+10km / 400Hm) den Geschwindigkeitsunterschied auszugleichen nicht aufging. Als Daniel, Jürgen, Heiko und Florian aus der Stichstraße von Port de Valldemossa wieder auf die Küstenstraße bogen, waren Christian (heute auch Mr. maximal 140 Puls), Konstantin und Maurice schon in Soller an der Bar Nadal. Dort wurde dann fast der Essenstisch übergeben, der Rückstand war ob der diversen Pinkel- und Technikpausen genau einen Teller Nudeln lang. Das Wetter war super, der Wind zeigte sich von seiner zahmen Seite und bot durchweg eher Rückenwind dar. Das Essen der 2. Runde dauerte länger, Florians Wunsch (Burger) war nicht mehr lieferbar, was man aber erst nach einer guten Viertelstunde bemerkte. Moritz und Sebastian kamen dann kurz vor Abfahrt an, die Tischübergabe klappte – sie ließen natürlich den Abstecher nach Port de Valldemossa links liegen um es nicht vollends zu übertreiben. Florian hatte nach dem Essen keine wirkliche Power mehr, er kurbelte gemütlich auf den Puig Major hoch, Jürgen war da schon eine gute Spur zügiger unterwegs aber fühlte sich auch nicht nach einer Vollgasattacke. Daniel lies Heiko einen Vorsprung von ca. 2 Minuten (Pitstop) um dann kurz vorm Ende zu realisieren, dass dies ein wenig viel des guten war – er konnte seine Vorjahreszeit um 1 Minute unterbieten, Daniel blieb trotz forcierter Fahrweise 1 Minute über seiner Bestzeit aus 2023 – allerdings „blind“ gefahren da Wahoo nicht mehr wollte.
Die Plauschgruppe fuhr sehr gemütlich den Anstieg hoch – Christian konnte dennoch eine 7-minütige Lücke sich „erschleichen“ – 140 Puls ist am Anstieg nicht sehr viel. Die Abfahrten liefen gut, das Überholmanöver eines gerade losfahrenden Busses von Maurice hatte nur ein Hupen zur Folge. Florian stärkte sich nochmals kurz bei der Tanke oberhalb des Kloster Llucs und die Fahrt nach Pollenca war dann komplett frei. Moritz und Sebastian duellierten sich mit einem Autofahrer, der sich ein seiner Ehre gekränkt sah nicht schneller abzufahren als 2 Rennradkasper (es sei erwähnt, dass dies auf ebendieser Abfahrt schon möglich ist). Die geladenen Tracks bei den Fahrern aus der Cappucinogruppe erreichten bereits bei Pollenca ihr Ziel, sodass dann über die bekannte Küstenstraße zurück zum Hotel navigiert wurde. Alle drei kamen heil und noch bei Kräften im Hotel an, nach 130km mit 2300Hm eine super Leistung. Daniel, Jürgen, Heiko und Florian waren froh über eine gelungene und für 3/4 Fahrern auch recht lockere Ausgabe des jährlichen Küstenklassikers mit 140km/2700Hm. Sebastian und Moritz kamen nach dem ersten Saunagang der anderen dann auch begeistert von ihrer Leistung an – mit der Vorbelastung 214km/3100Hm ist ein Wort.
Aufgrund einer durchziehenden Regenfront wurde die Tour beim Frühstück spontan umgeplant. Die Ruhetagsetappe wurde vorverlegt, das heißt es ging in kompletter Besetzung (Christian war leider nicht fit) zügig gen Norden in Richtung Cap Formentor. Das hoch sterilisierte Bergduell zwischen Konstantin und Stefan ging leider unentschieden aus und beide Fahrer waren oben noch zu frisch. Moritz gab die Pace vor, Heiko fuhr ebenfalls schnell hoch, dahinter wurde nicht all out gefahren. Daniel überraschte Jürgen mit 1 Minuten Intervallen und dem geschuldeten Geschwindigkeitsunterschieden.
Ab dem Parkplatz war die Stichstraße für Autos gesperrt, 5km vorm Leuchtturm war dann eine bewachte Totalsperrung die man nur mit Zigaretten hätte bestechen können.
Die sich bildendenden Windhosen auf dem Meer ermutigten sowieso zu einer zügigen Rückfahrt. Um trocken zu bleiben beschloss die Teamleitung die Mittagspause in Port de Pollenca zu streichen. Daniel versuchte im Flachstück das Grupetto nach vorne zu ziehen, allerdings wurde unten am Kreisel nicht lange gewartet (300-400m haben gefehlt), sodass ein Gruppensplit (7/3) zustande kam. Daniel gab Vollgas um möglichst trocken im Hotel anzukommen, das Ziel wurde um ca. 1 Minute verfehlt. Moritz hielt an der ursprünglichen Route durchs Hinterland fest – in der Hoffnung seine Nichtregenprognose vom Vortag erfolgreicher zu wiederholen. Komischerweise wurden dann doch alle Räder nass, als die 7 Fahrer mehr als 5 Minuten später als das ursprüngliche Gruppetto am Hotel waren. Die Sauna war aber an und so wurde der Tag doch als Ruhetag zu Ende verbracht, bei nurmehr 56-58km Radfahrt sind die Beine für das folgende Pensum hoffentlich gut.
Um ein möglichst abwechslungsreiches Programm bieten zu können, hatte die Tourenplanung schon am zweiten Tag eine waschechte Bergetappe aufgetischt mit der ersten Bergwertung am Puig Major gefolgt von den Colles Soller und Honor. Gerüchten zufolge waren Teile der Küstenstraße wegen Aufräumarbeiten nach dem letzten Sturm auf Mallorca noch gesperrt. Um auf Nummer sicher zu gehen überprüfte Moritz via google maps direkt nach dem Aufwachen um 7h40 die Verkehrssituation und die Straße schien frei zu sein. Eine – wie sich bald herausstellen sollte – korrekte aber nutzlose Information.
Um 9h30 (im Rahmen der Messungenauigkeit) starteten 6 Fahrer durchs Schilf Richtung Sa Pobla. Zum ersten Mal in der Teamgeschichte wurde der Ort Campanet sinnvoll durchfahren und nach einem weiteren fachmännischen Shortcut und der gefühlt vierunddrölfzichsten Pinkelpause von Sebastian und Heiko befand man sich schon im Anstieg zum Kloster Lluc. Oben angekommen, wurden Moritz‘ Erklärungen zur weiteren Pacing-Strategie Richtung Puig jäh von Florian unterbrochen: „…wenn wir hier überhaupt weiterkommen.“ In der Tat war die Straße gesperrt und der zur Kontrolle abgestellte Bauarbeiter ließ nicht mit sich diskutieren. Immerhin konnten nützliche Informationen für die Folgetage akquiriert werden: Die Straße ist Montag – Mittwoch Im Zeitraum 8h-16h gesperrt (und damit nicht um 7h40…), Donnerstag – Sonntag aber befahrbar.
Die spontane Neuplanung der Tour sah damit vor, zunächst die schöne Abfahrt vom Kloster zurück nach Caimari zu rollen und dann am Fuße der Berge auf den ursprünglichen Track zu kommen. Damit fiel die Mittagspause auf den Markplatz von Bunyola (Pizzeria Tramuntana, sehr zu empfehlen) und der Col d’Honor konnte nach dem Mittagessen, wie ursprünglich geplant, befahren werden. Nach dem obligatorischen Passfoto waren mindestens 4/6 Fahrern ob der guten Abfahrtsperformance von Meister Klink beeindruckt, der das Sextett auf dem ersten holprigen Teil bergab führte und dann im Flachen richtig Dampf machte.
Auch die schnelle Abfahrt aus dem Orient konnte in vollen Zügen genossen werden, doch hinter Alaró äußerte Daniel gegenüber Moritz erste Zweifel an der Wettersituation („Ich glaub, wir werden heute noch nass…“). Das wurde prompt verneint („Nene, ich denke, das geht sich genau aus.“), was sich selbst unter den vielen Fehlprognosen des Moritz E. als eine der katastrophalsten Fehleinschätzungen in Erinnerung bleiben wird. Es dauerte nämlich keine 30 Sekunden bis die ersten Tropfen auf den Helm prasselten und 2 Minuten später bildeten sich Pfützen auf den Straßen. Zum Glück konnte man sich wenigstens im Ort Consell unterstellen. Der Blick auf das Regenradar ließ dann die Vermutung aufkommen, dass der Bergfloh zur Zeit auch auf Mallorca ist: Man hatte zielsicher das einzige Regengebiet aufgestöbert und mangels Wind machte dies auch keine Anstalten sich zu verziehen, während im Hotel bestes Wetter herrschte. Also, nothing helps, mussten die Beine durch mehr Leistung warm gehalten werden und die Tour auf komplett nassen Straßen direkt fortgesetzt werden. Keine dumme Entscheidung, denn 20 Minuten später war alles, inklusive Fahrer, wieder komplett trocken. Zur guten Laune trug auch eine riesige Schafherde bei und als gute Tat des Tages konnte ein zurückgelassenes Lämmchen gerettet werden (Anmerkung der Redaktion: Zumindest gehen wir davon aus, dass die von uns angesprochene Dame das Tier im Auto zurück zur Herde und nicht direkt ins Restaurant gefahren hat.
Flo entschied sich dann, den Ronnyberg auzulassen und direkt hochpulsig ins Hotel zu pedalieren, während der Rest dem Meister die Ehre erwies und Heiko sicherstellte, dass die traditionelle Ballerei durch Schilf nicht ausfallen musste.