Circuit Cycling (Hockenheimring) 2011

Eine Hitzschlacht wie letztes Jahr wurde das 60km Rennen auf dem Hockenheimring dieses Jahr nicht – dafür wurde es nach dem Rennen hitzig 🙂 Aber alles der Reihe nach:

Die erste Enttäuschung gab es schon vor dem Start zu verzeichnen, denn anders als erwartet durften sich die Racing Team Fahrer Daniel, Moritz und Stefan nicht im Startblock A sondern genau wie im letzten Jahr nur im Startblock B einordnen. Bei einsetzendem Nieselregen konnte und wollte man sich in der Einführungsrunde nicht weiter nach vorne arbeiten; bei der Aufstellung der Blöcke konnte dann aber die Gunst der Stunde genutzt werden und ein Platz in den ersten beiden Reihen des B-Startblocks ergattert werden. Da kurz vor dem Start die beiden Startblöcke zusammengeführt wurden fanden sich aller drei Fahrer des Racing Teams im großen Hauptfeld wieder. Von da an gab es natürlich nur ein Ziel: „einfach“ im Hauptfeld mitfahren.

Das gestaltet sich aber unerwartet kompliziert. Währen das große Feld mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 43km/h über den Kurs jagte herrschte in den mittleren bis hinteren Positionen eine unglaubliche Unruhe, die Kurven wurden mit unglaublicher Langsamkeit durchfahren nur um danach wieder mit voller Kraft auf über 45km/h hochzusprinten und nach Start- und Zielgerade sowie vor der Mercedes Tribüne ereigneten sich unzählige Fast-Stürze. Die rennentscheidende Situation ereignete sich dann in der siebten von zehn Runden: Vor der Mercedes-Tribüne stürzten zwei Fahrer schwer und durch den Sturz teilte sich Hauptfeld in zwei große Gruppen auf. Daniel und Stefan fanden sich in der zweiten Gruppe wieder, während Moritz das Glück hatte die vordere Gruppe auf Sicht halten zu können und unter höchster Anstrenung das Loch innerhalb der folgenden 4km schließen konnte. Damit waren aber sämtliche Kräfte die eigentlich für den Kampf um die Platzierungen in der letzten Runde vorgesehen waren aufgebraucht, so dass Moritz als letzter der 33 köpfigen Spitzengruppe das Ziel nach 1:23:54 auf Platz 34 erreichte (ein Fahrer hatte sich vorne nochmal deutlich absetzen können). In der nächsten großen Gruppe erreichten Stefan (Platz 40) und Daniel (Platz 56) das Ziel mit einer Zeit von 1:25:16.

Nach dem Rennen muss man als wichtigsten Punkt festhalten, dass keiner der Racing Team Fahrer in einen Sturz verwickelt war. Wie schnell das gehen kann (und wie schlimm es enden kann) mussten die Zuschauer auf der Tribüne und die Fahrer auf der Strecke ja leider miterleben – und bei der teilweise abenteuerlichen Fahrweise einiger Teilnehmer ist das nicht einmal verwunderlich. Zwar war das Racing Team diesmal komplett im Pulk unterwegs – deshalb gibt es leider auch nur wenige der gewohnt spektakulären Sportografen-Bilder – aber mehr als Mitschwimmen ist für die Bergspezialisten auf einem so flachen Kurs auch nicht drin.

Ein großer Dank geht natürlich an die anwesenden Supporter!

 

Dreieich-Birkert-Roßdorf: Tour mit Start und Ziel in Darmstadt

Oft genug verlaufen die Tourenvorschläge des Racing Team’s im tiefen Odenwald um Reichelsheim, Wald-Michelbach und Beerfelden. Was ja auch klar ist, denn zweifelsohne lässt sich dort am besten am Berg trainieren. Andererseits wohnt die Hälfte des Racing Teams in Darmstadt, von den ganzen Fans mal ganz zu schweigen. Zeit also mal für eine nicht übertrieben lange und einigermaßen höhenmeterlastige Route mit Start und Ziel in Darmstadt.

Wir starten in der Weltstadt Wixhausen und fahren uns entlang der B3 bis Dreieich warm. Dann geht es rechts ab ins wellige Offenthaler Land: Den Straßenbeschilderungen folgen wir über Urberach und Eppersthausen nach Münster. Dort halten wir uns Richtung Altheim und auf einer kleinen Anhöhe hinter Richen sehen wir schon den Dorndieler Berg. Zum Warmwerden am Berg kommt der gerade recht und ehe wir uns versehen sind wir auch schon in der Abfahrt nach Breuberg. Dort folgen wir der Straße Richtung Rimhorn und freuen uns über den zweiten Anstieg des Tages: Den Geißberg zwischen Rimhorn und Höchst. Am Kreisel am Ortseingang von Höchst fahren wir rechts Richtung Innenstadt und biegen wenige Meter später auf die ansteigende Straße Richtung Hummetroth ab. Allerdings fahren wir oben angekommen dann doch lieber links ab Richtung Ober-Kinzig. Vor Nieder-Kinzig halten wir uns rechts Richtung Brombachtal und biegen sofort erneut rechts ind die scheinbare Sackgasse nach Birkert ab. Bis zu selbigem Ort verläuft die Straße sehr moderat ansteigend (4-6%), im Ort halten wir uns auf der größten anzutreffenden „Straße“ rechts und sofort ist es vorbei mit den moderaten Prozenten: Der schmale asphaltierte Weg führt gnadenlos mit 10-12% aus dem Birkert’schen Talkessel hinaus. Auf einer Anhöhe angekommen muss man dann links abbiegen und ncoh ein paar Höhenmeter bewältigen bis man durch ein kurzes Waldstück zwangsläufig auf der Straße von Böllstein nach Brensbach landet. Diese befahren wir Richtung Brensbach und dann den üblichen Weg über Reinheim und Roßdorf zurück nach Darmstadt.

Eckdaten: 110km, 1100Hm

Höhenmeter-Rekord

Angefangen hat es mit einem Bericht auf quäldich, wo von einer Odenwald-Tour mit über 4000Hm berichtet wurde. Allerdings empfand ich das nicht als große Kunst, wenn man wie der Autor dort jede Stichstraße entlang der eigentlichen Route mitnimmt – wenn man 10mal Melibokus oder 700mal die Wixhäuser Auto-Unterführung fährt, schafft man so viele Höhenmeter auch. Also setzte ich mir in den Kopf einen schönen Rundkurs im Odenwald mit deutlich über 3000Hm zu planen und anschließend zu fahren. Der Teamchef reagierte zunächst nicht sonderlich begeistert („Für deine Statistikrekorde bin ich nicht zu haben, das weißt du“), legte aber am folgenden Tag bereits eine Route mit 3250Hm auf 145km vor. Smoit ging es am letzten Sonntag zu zweit auf Höhenmeterjagd.

Start ist in Reichelsheim. Zum Aufwärmen wartet die Neunkircher Höhe und anschließend der Krähberg von Gadernheim aus. Es folgt die berüchtigte Abfahrt über Seidenbach nach Mitterhausen und schließlich nach Heppenheim. Die gerade verlorenen Höhenmeter machen wir mit dem erneuten Anstieg zum Krähberg, diesmal durchs Hambacher Tal, sofort wieder gut. Die Abfahrt Richtung Lindenfels spendiert ein paar nicht geplante Höhenmeter, denn im Gegensatz zu sonstigen „Vollsperrungen“ trägt die Sperrung der Straße zwischen Glattbach und Winkel dieses Prädikat durchaus zu Recht. Von Krumbach aus nehmen wir die Tromm in Angriff. Hier ist das kurze Schotterstück vor dem höchsten Punkt ist problemlos befahrbar. Über Kocherbach fahren wir nach Affolterbach ab und beenden die erste Streckenhälfte mit der „Drei-Hügel-Kombination“ Olfen-Airlenbach-Beerfelden.
In Beerfelden begehen wir den wohl einzigen Fehler der Tour: Nachdem wir endlich ein Lokal für das verdiente (und auch dringend nötigen Mittagessen) gefunden hatten, fahren wir sofort weiter und die Rache des Magens folgt an den nächsten drei Anstiegen spürbar: Zunächst hoch nach Raubach, dann an Daniels Geheimtipp und richtig steilen Anstieg nach Kuhklingen und schließlich sogar an der harmlosen Kreidacher Höhe. Dort erleben wir auch den Moment der Tour, der wohl am längsten im Gedächtnis bleiben wird: Es geht nämlich nicht wie gedacht sofort Richtung Reichelsheim, sondern zunächst noch hoch nach Siedelsbrunn um dann über Mackenheim die Kreidacher Höhe von der gegenüberliegenden Seite gleich nochmal zu fahren. Schließlich dürfen wir aber doch die Kreuzung in Richtung Norden verlassen, wo ich mich mit dem Anstieg hinter Stallenkandel auch noch für Kuhklingen rächen darf. Über Gadern, Wahlen und Grasellenbach finden wir dann den Weg zurück nach Reichelsheim. Alternativen hinsichtlich der Streckenplanung hätte es auch nicht gegeben – alle anderen Straßen waren wir im Laufe der Tour bereits gefahren.

Eckdaten: 150km, knapp 3300Hm, 25,4er Schnitt

Höhenmetertour: Scheuerberg-Brombach-Raubach

Der Asphalt am Brombacher Berg hat, wie der Teamchef neulich schon herausfinden durfte, mindestens einen Weltkrieg überlebt. Zum Ausgleich ist der Berg konstant im zweistelligen Steigungsprozentbereich und das ist Grund genug, nach fast eineinhalb Jahren Pause mal wieder zum Brombacher Sportplatz auf dem Gipfel aufzubrechen. Nicht ohne natürlich unzählige andere Anstiege des Odenwalds einzubauen, insgesamt sollten es 9 ernthafte Anstiege werden.

Wir starten in Bensheim Auerbach und fahren zum Aufwärmen die Straße hoch zur Kuraple. Über Bedenkirchen geht es runter nach Reichenbach und der Anstieg nach Knoden beginnt zunächst sanft entlang der B47 nach Gadernheim. Dort nicht den Abzweig nach Reidelbach verpassen. Etwas 200m nach dem Schild geht es schräg rechts ab. Die Abfahrt von Knoden über Seidenbuch nach Scheuerberg ist nicht gerade als Schittbringer bekannt, dafür bringt sie uns in den angenehme Situation die steile Variante von Sonderbach auf die Juhöhe zu nehmen. Den kurzen Anstieg nach Ober Liebersbach planen wir nur ein, um nach 40km Strecke den ersten 1000er in Sachen Hm voll zu kriegen. In Birkenau nehmen wir den langen Anstieg nach Oberabsteinach in Angriff. Auf der Abfahrt nach Heiligenkreuz-Steinach ist der eine oder andere Müslirigel zu empfehlen, denn unten angekommen warten mit dem Anstieg zum Heddesbacher Weg und anfangs erwähntem Brombacher Berg gleich zwei Anstiege, die die 10% auf dem Steigungsmesser eigentlich nie unterschreiten. Nach der Abfahrt von Brombach biegen wir links auf die Straße nach Finkenbach ab und gönnen uns das einzige „fast flache“ Stück der Tour. In Finkenbach am Restaurant an der Kreuzung mit der Straße nach Raubach gibt es eine 0,5er Apfelschorle und eine Portion Spätzle mit Soße für 5,30€. Ein gutes Angebot! Wir fahren weiter nach Raubach, haben die 2000Hm längst weit überschritten als wir von Wald-Michelbach kommend die Kreidacher Höhe überfahren und erreichen auf dem kürzesten Weg zum zweiten Mal die Juhöhe. Dieses Mal nehmen wir die Umgehungsstraße nach Heppenheim, wo die Tour endet.

Von Heppenehim sind es nur 7km bis zum Startpunkt in Auerbach – so lässt sich die Tour also leicht zu einem Rundkurs ausbauen. In meinem Fall (in Auerbach gestartet und sowieso mit dem Zug nach Darmstadt geplant) machte das natürlich keinen Sinn.

Eckdaten: 119km, knapp 2600Hm, 26,4er Schnitt

Darmstadt-Würzburg: Am Limit

Oft schon hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mal eine Tour mit an die 200km zu fahren. Dank Unterkunft in Würzburg, traumhaftem Wetter und „Transportfahrzeug“ zurück konnten die Bedingungen an gestigem Donnerstag kaum besser sein. Bis auf den starken Nord-Ost-Wind, aber dazu später mehr. Den Kommentaren meines Vaters „von Darmstadt nach Würzburg, das sind ja so ungefähr 100km“ kann ich nur ein müdes Lächeln abgewinnen. Der hat in Gedanken seine Route ja auch nicht über Neunkirchen, Krähberg und Hesselbach geplant.

Hier die Dokumentation von 201km „Einzelzeitfahren“:

0 Km: Wild entschlossen mache ich mich auf den Weg. Angepeilt ist ein Schnitt von über 27 km/h was angesichts des starken Nord-Ost-Windes einigermaßen ambitioniert erscheint.

25 Km: Im Flachstück vor der berühmten Neunkirchner Linkskurve schließe ich auf eine Dreiergruppe Rennradler auf. Als einer der drei versucht eine Attacke zu setzen gehe ich mit und ziehe ihn im steilen Stück richtig ab. Dafür geht der Puls kurz auf 178 aber bei nur noch 176km Reststrecke kann man sowas ja mal machen.

40 Km: Erfreut stelle ich fest, dass von einer Baustelle auf der B460 bei Weschnitz noch nichts zu sehen ist. Die Route kann also wie geplant gefahren werden.

60 Km: Etwas übermotiviert habe ich das Komplettaufgebot eines Frankfurter Radsportclubs am Krähberg zerlegt. Ich beschließe den Berg nach Hesselbach sehr ruhig zu fahren und schiebe den ersten Powerbar-Riegel des Tages ein.

81 Km: Zwischen Auerbach und Mudau fahre ich erstmals in nord-östlicher Richtung. Ich beginne zu erahnen, was mich später noch erwartet.

90 Km: Vor der Ortsdurchfahrt Unterneudorf versprechen die Verkehrsschilder 16% Gefälle – die Abfahrt kann was, Höchstgeschwindigkeit 76,7 km/h. Beim Gegenhang spüre ich zum ersten Mal die Beine.

94 Km: Wie geplant wird der erste Stopp des Tages in Buchen eingelegt. Im Ortsinneren bestelle ich zwei große Getränke und während ich auf den obligatorischen Apfelstrudel warte checke ich die Daten der ersten Streckenhälfte: 94km, 1490 Höhenmeter, 29,4er Schnitt. Der Strudel im „Restaurant Löwen“ schmeckt übrigens wirklich gut. Ich fülle meine Trinkflaschen auf und wundere mich, warum die Polizei gerade die Straße vor dem Restaurant absperrt.

94,1 Km: Vor mir taucht eine marschierende Blaskapelle auf. Des Rätsels Lösung ist gefunden.

100 Km: Sowohl gefahrene als auch noch zu fahrende Kilometer sind dreistellig. Eine Premiere…

105 Km: Auf leicht abfallendem Terrain und günstigem Wind habe ich den Schnitt auf 30,1 km/h gedrückt. Ab jetzt gibt es nur noch Gegenwind.

125 Km: Das Garmin lenkt mich auf eine ca. 1m breite „Straße“ Richtung Schollhof und Windischbuch. Ich bin schon zu fertig um dem Ganzen zu misstrauen. Völlig zu Recht, wie sich herausstellen sollte.

135 Km: Ein historischer Moment: Vor Bobstadt sehe ich am gegenüberliegenden östlichen Hang eine bergauf führende Straße und hoffe, dass diese nicht auf meinem Weg liegt. Ich liege falsch.

142 Km: Ich bestelle in Assamstadt eine Cola und fülle zum zweiten Mal meine Flaschen. Die Frau an der Theke glaubt nicht, dass ich schon 142km gefahren bin.

153 Km: Gerade habe ich noch die erste Abfahrt seit langem genossen und nun rege ich mich furchtbar über den blöden Penner auf, der für den Anstieg nach Löffelstelzen unbedingt statt des 3,5km langen Anstiegs entlang der Hauptstraße die 2km sparende Kurzvariante eingeplant hat. Bei 7,5 km/h, 22% Steigung und 100% Schmerzen in den Beinen lasse ich viele Fahrer hinter mir. Ich bin der einzige, der hier noch fährt.

177 Km: „Scheiß verfickte Drecksstrecke, irgendwann muss es doch mal richtig runtergehen“ schreie ich auf die einsame Straße durch Sulzdorf, nachdem ich bestimmt zum 10. Mal zunächst 30 Höhenmeter gemacht und diese sofort wieder verloren habe. Fehlanzeige. Wenigstens rege ich mich über den furchtbaren Wind, der mir nun schon 72km direkt ins Gesicht bläst, nicht mehr so sehr auf. Im Gegensatz zu mir scheint der aber von Minute zu Minute stärker zu werden.

181 Km: Die unflätigen Ausdrücke aus Sulzbach sind geflegtem Halbwissen über Geographie und mittelalterlichen Städtebau gewichen: „Die haben die Städte doch an Flüsse gebaut, wegen dem Wasserzeugs da. Und Flüsse liegen doch immer im Tal.“

194 Km: Ich hatte Recht. Und direkt nach der Abfahrt ist auch schon das „Würzburg“-Schild. Vor Glück möchte ich ganz genüsslich vorbeifahren, doch das würde den Schnitt ruinieren.

200 Km
: Katie hatte Recht, es gibt am Ende wirklich eine „Bergankunft“. Noch nie haben 50 Hm auf 1km derartig weh getan. Ich kann meine Beine kaum mehr bewegen. Ich überhole noch einen Carbonrenner – das zugehörige Looser-L ist gefühlte 137 Kilometer hoch.

201 Km: Im Ziel. Dass nach über 7h Fahrzeit, gut 2800 Hm und 96km ununterbrochen gegen den Wind noch ein Schnitt über 28 km/h herausgekommen ist, grenzt an ein Wunder. Wie gut es mir noch geht, beschreibt das Foto unten ganz gut.