Gravelbike Upgrades

Nachdem aktuell das Pendeln ins Office in Vergessenheit gerät dank 100% Homeoffice, kann das Stevens Prestige mehr in Richtung Offroad und weniger als Winterrennrad genutzt werden. Das Zeitfahrrad dient als Rollenrad, sodass auch im Winter ein Rennrad zur Verfügung steht. Da das Bessere des Guten Feindes ist und man natürlich immer etwas zum Schrauben sucht, stand fest dass man den Fahrkomfort durch eine Carbongabel (statt Alu) verbessern könnte. Recherche ergab einen fast nicht existenten Markt mit Gabeln die auch passen, als dann genau das Modell als B-Ware im Sale war wurde nicht lange gezögert. Einbau mit Kürzen, Bremse entlüften (in der Gabel verlegt im Gegensatz zum Original) und neuem Expander (statt Gabelkrall) wurde vom Teampartner Bertl (bike-innovations) erledigt. Durch den etwas längeren Radstand hat sich die Geometrie zudem verbessert, aber die Hauptsache ist der gestiegene Komfort – es nicht natürlich keine Federung aber auch kein Kruppstahl mehr. Als nettes Schmarkerl wurde 400g Gewicht eingespart (498g ungekürzt die neue Gabel), soviel hätte keiner der Beteiligten erwartet. Die vorhandenen Schutzbleche müssen noch umgerüstet werden, denn das Loch mittig unten existiert nicht, aber eine Schraube an der Gabelrückseite bietet die Möglichkeit der Schutzblechmontage weiterhin.
Nach der überstandenen Versuchung auf die neue Campagnolo Ekar Gruppe umzurüsten (geil, aber zu hochwertig für das Rad) reifte jedoch der Entschluss auf 1-fach zu gehen. Die extremen Gänge sind zwar gut (31/32 und 48/11) aber schneller als 40-50km/h fährt man mit den Stollenreifen nicht und sehr oft hängt man bei mittleren Geschwindigkeiten zwischen den Blättern. Es wurde also eine 1-fach Kurbel mit 42 Zähnen, ein neues Schaltwerk (ist nicht nur der Käfig länger) und ein XT Ritzel mit 11/40 geordert und montiert. Zwar ist jetzt der niedrigste Gang etwas zäher, aber das Fahrerlebnis ist einfach deutlich entspannter, man hat auch wegen der nicht so vielen Abstufungen schlicht deutlich weniger zu schalten. Die Auflistung hier ist für alle Leichtbaufreaks interessent, denn durch das Ritzel spart man insgesamt überraschend wenig Gewicht, fahrfertig also inkl. Halter und Pedale wiegt das Rad jetzt ca. 9,3kg – nicht schlecht für Alu 🙂

KurbelFC-RX-810 1-fach 42Z 170mm653g
FC-RX-810 2-fach 48/31Z 170mm723g
KassetteCS-M8000 11-40Z411g
CS-R8000 11-32Z281g
SchaltwerkRD-RX812 medium cage274g
RD-RX810250g
UmwerferFD-RX810120g
Schelle für Montage Anlöt SM-AD1531g
Schaltzug20
1fach Ersparnis87g

Cube Aerium Zeitfahrrad

Getreu dem Vorbild von GCN hatte sich Daniel im Sommer überlegt, sich mal wieder ein neues Rad zu organisieren – aber eben günstig und gebraucht. Nach bisherigen Testfahrten mit geliehenen Zeitfahrrädern war der grundsätzliche Spaßfaktor auf jeden Fall schon da. Nachdem zigfachen hin-und-her mit einem Münchner Verkäufer eines BMC Rahmens mit Ultegra Gruppe, gab es in Okriftel eine Kleinanzeige mit dem jetzt gekauften Rad. Für sehr faire 800€ konnte ein 2012er Cube Aerium der Größe M erworben und vor Ort ausgiebig probegefahren werden – vielen Dank an den sehr freundlichen Vorbesitzer. Steffen konnte noch ein paar passende SRam Red Carbon Bremsgriffe beisteuern, Moritz hatte noch einen fast neuwertigen Sattel anzubieten. Schnellspanner wurden aus Gewichtsgründen erneuert und die Flaschenhalter mussten natürlich sein. Nach einem kurzen Besuch bei der Fahrradbiometrie war auch klar – der TT Aufsatz muss mangels Verstellmöglichkeiten weg. Der vorhandene Lenker+Aufsatz+Vorbau konnte für 40€ weiterverkauft werden – da die Lenker/Vorbaubreite von 26mm recht exotisch war wurde auf zeitgemäße 31.8mm umgerüstet, mit neuem Profile Design Aufsatz für 50€ aus ebay. Das Ritzel war im Original 12/28 was umgehend auf 11/25 gewechselt wurde, denn wirkliche Berge sollen damit nicht gefahren werden. Nachdem auf dem Gebrauchtmarkt keinen sinnvollen Carbon Clincher Laufräder zu finden waren, wurde bei AliExpress der günstigste Satz für 240€ mit 60mm Höhe bestellt. Nach 6 Wochen Lieferzeit war die Ware endlich da, schön breit nur das Felgenwand war keineswegs in Tubeless Qualität verlegt, aber egal es sollten Schläuche drauf. Damit der sehr gute Aluradsatz weiterhin benutzbar ist, kamen noch fast neue Grand Prix TT (45€ das Paar) dazu. Die Räder sind steif, schwer (877+1016g) und von der Höhe genau richtig – das super fahrstabile Rad ist damit noch ziemlich Seitenwindtolerant.
Fahren im Flachen macht damit einfach richtig Laune, gerade bei gutem Wind fährt man gerne mal 45-50km/h im Aufsatz und die SRam-Red Trigger lassen keinerlei Elektronik vermissen. Mit den mitgelieferten Bremsbelägen kann man im Trockenen auch sehr vertretbar bremsen, ein Test mit Anstiegen < 20km/h machte aber klar – Aero ist eben nicht alles und nur wenn man auch im Aufsatz fahren kann ist man damit auch schnell. Zeitfahren beim Riderman 2021 kann also kommen.

RahmenCube Aerium HPC Teamline (M) 2012
LaufräderCarbon Clincher 60mm Chinabomber
ReifenContinental Grandprix TT 23c
SchnellspannerBBB WheelFixed
SchaltwerkSRam Red 10-fach
UmwerferSRam Red Double
BremsenSRam Red
KurbelFSA Neo carbon, Rotor 53/38 Kettenblätter
KassetteSRam 11/25 10-fach
PedaleShimano SPD A600
SattelSelle Italia SLR TT Titanium
FlaschenhalterElite Kit Time Trial / Crono CX
AufsatzProfile Design Sonic Ergo 50a
LenkerVision TriMax Alloy UCI 31,8mm / 40cm
VorbauProcraft PRC ST 2 90mm (6 Grad)

SuperSix Evo 2020 – Erfahrungsbericht

Als Follow-up zum Grund meines historischen Kontotiefstands Anfang Dezember kommt nun ein erster Erfahrungsbericht zu meinem Super Six Evo. Die kurze Version: Das Rad ist absolut überragend in allen Belangen, leichtfüßig bergan, steuert beeindruckend präzise in den Abfahrten, und vermittelt ein tolles Geschwindigkeitsgefühl in der Ebene. Für mich das perfekte Rad!

Die Gabel wurde gegenüber Dezember nochmal gekürzt (Die Möglichkeit, endlich diese tiefere Position zu fahren geht sicher auf das Konto von Yoga With Adriene). Die Farbe „agave“ sieht in echt viel besser aus. Das haben die Jungs im Radladen auch gesagt, denn sonst hätte ich vermutlich wie die meisten anderen ein graues, weißes oder schwarzes Farbschema bestellt.

Ein paar technische Eigenheiten und Kinderkrankheiten haben mich dann in den ersten Wochen vor dem Corona-Lockdown in Frankreich doch beschäftigt und anstelle die Maschine jetzt weiter in den sixten Himmel zu loben, will ich auf ebendiese und die gefundene Lösung eingehen.

Sattelstütze

Die D-förmige Sattelstütze bietet herausragenden Federkomfort, war aber auf den ersten Fahrten permanentes Problemkind, weil der integrierte Klemmmechanismus dem enormen Gewicht des Fahrers (71kg inkl. Winterspeck) nicht gewachsen schien. Das Absacken der Stütze um bis zu 2cm war allerdings einer Unachtsamkeit bei der Montage geschuldet. Seitdem der Betriebsanleitung kleinlichst gefolgt worden war, hält die Stütze trotz diverser (un)freiwillger Pavé-Abschnitte ihre Position perfekt. Entscheidend war, Montagepaste entlang der gesamten Stütze aufzutragen und das Anzugsmoment von 6Nm zu beobachten. In diversen Foren war zunächst von max. 5Nm die Rede. A propos Foren: viele Nutzer schreiben von furchtbarem Knarzen der Stütze, womit aber nahezu immer die Alustütze an den Einsteigermodellen gemeint ist.

Sattel

Natürlich habe ich mich von diesen Diskussionen auch beeinflussen lassen, als bei wechselnder Be- und Entlastung des Sattels ein unangenehmes Knarzen zu vernehmen war, und mit den Mechanikern von Culture Vélo Villebon die Ursache an der Klemmung der Stütze gesucht. Da das Problem aber mit einer neuen Stütze nach einigen hundert Kilometern wieder auftrat, musste die Ursache eine andere sein. Als einzige naheliegende Lösung blieb die Klemmung zwischen Stütze und Sattel. Diese wurde erneut vorschriftsmäßig (6Nm) angezogen, was für gute 2h Ruhe sorgte, bevor sich mindestens eine der beiden Schrauben erneut lockerte. Das sich das mehrmals reproduzieren ließ war klar: Schraubensicherung muss her. In diesem Fall behob das mittelfeste Fall Loctite 242 mein Problem dauerhaft. Der kurznasige Prologo Dimension NDR war übrigens die größte Überraschung am gesamten Rad. Von dem Plan, ihn gegen einen vermeintlich viel angenehmeren zu fahrenden Sattel à la Selle Italia SLR zu tauschen, habe ich weit Abstand genommen. Im Gegenteil, für die nächste Rollensaison werde ich an der Ersatzmaschine den Tausch in die andere Richtung vornehmen.

Laufräder

Überhaupt nichts zu meckern gibt es an den Knot-Laufrädern. Die überweite und 45mm hohe HED Felge rollt wunderbar und vermittelt auch bei stärkeren Windböen von der Seite kein größeres Unsicherheitsgefühl als die leichten Stan’s NoTubes an meinem alten Rad. Sorry Felix, aber daher muss die nächste Bestellung doch warten 😉

Cockpit

Natürlich klingt der Kompromiss, zu Lasten von knapp 200g Mehrgewicht auf ein semi-integriertes Cockpit mit abhnehmbarer Kabelabdeckung zu setzen, für Wartungsarbeiten sehr praktisch. Aber was wenn man sein Rad nie auseinander baut? Hat man dann leichtfertig unnötiges Zusatzgewicht herumzuschleppen? Wie ich alsbald herausfinden durfte, lautet die Antwort nein, zumindest wenn man wie ich ein Quietschen beim Einlenken auf Dauer nervig findet. Die Ursache: im Lauf der Zeit hatte sich etwas französischer Landstaub durch die Ritzen zwischen Rahmen und Gabel gequetscht und sich an den innen verlegten Zügen festgesetzt (in letzter Konsequenz sicher auf meine enorme Geschwindigkeit im Flachen zurückzuführen :-p). Dank abnehmbarer Vorbauverkleidung ließ sich das Problem leicht beheben: Züge leicht in und her wackeln, in Turbospray getunkten Tuch von oben ins Steuerrohr führen, und gut ist. Sicher nichts weltbewegendes, aber ein cooles Erlebnis allemal.

Leistungsmesser

Das vorinstallierte Powermeter von Power2Max habe ich natürlich aktiviert (499 Euro) und nachdem ich dank dem sehr reaktiven Kundenservice noch herausfand, das „Power“ ein „Feature“ ist, was man in der Smartphone-App aktivieren muss (erscheint mir unintuitiv, rein angesichts des Produktnamens aber gut), funktioniert das Produkt einwandfrei. Die Batterie habe ich nach 130h für das anstehende Trainingslager erstmals gewechselt, wobei noch 25% Ladestand angezeigt wurden. Das deckt sich also recht gut mit den versprochenen 150h Lebensdauer.

Zur restlichen Technik (Dura Ace Scheibenbremse und Schaltgruppe) wurde an anderer Stelle schon mehr als genug gesagt. Hier noch die Komponententabelle.

Stevens Prestige 2020 Disc Gravelbike

Nach dem Umzug nach Eberstadt wurde das Pendeln auf die Arbeit dank dort vorhandener Dusche auf die Agenda gesetzt. Schnell wurde die Idee mit dem Vuelta und Steckschutzblechen ad acta gelegt – es muss ein Pendelrad her. Die Schutzbleche hielten nicht gut (Gummis) und alles war dreckig. Marke ist natürlich Stevens, Schutzblechösen, Disc Brakes und 2-fach Kurbel standen im Pflichtenheft und der Preis sollte erträglich bleiben – also kam nur das Stevens Prestige in Frage. Bei der Probefahrt im Citybike Darmstadt gab es die erste Überraschung: die recht grob wirkenden Stollenreifen rollen auf Asphalt wirklich gut. Als Beleuchtung dienen die Selbstbaulichter aus den Rad-am-Ring Jahren sowie USB-ladbare Rücklichter von Lezeyne. Ein sehr kurzes Intermezzo auf Tubeless umzurüsten (zum Glück nur am Vorderrad) bewährte sich nicht, die Luft geht zwar nicht während der Fahrt aber während des Nicht-Fahrens zu schnell raus. Das Pendeln war somit wirklich super, das hohe Radgewicht (später mehr) von 10kg macht nur beim in-den-Keller-tragen etwas aus und durch die vollumfänglichen Schutzbleche wird auch nicht mehr soviel dreckig, beim normalen Pendeln ist die Kleidung sogar wirklich sauber – sehr alltagstauglich also.
An den Wochenenden wurde das Rad auch artgerechter ausgeführt, es gibt so viele gut fahrbare Wald- und Feldwege für die man kein e-Bike Fully braucht sondern ein normales Gravelbike ausreicht, immer gut am Lenker festhalten und los geht es. Bis vor ein paar Jahren hätte ich das Rad Crosser genannt, dazu würde ich aber heute maxima 33mm breite Reifen und Einfachkurbeln zählen – perfekt für Crosser (=Querfeldein) Wettkämpfe geeignet also. Für meinen Einsatz als Rennrad-MTB-Zwitter ist eine möglichst große Antriebsspreizung jedoch unabdingbar, viele lange und Steile Rampen wollen auch im Winter befahren werden. Fürs klassische Crosser fahren kann ich aber die 1-fach Konzepte verstehen, denn man minimiert Kettenblattwechsel.
Um die bereits sehr gute Range noch zu verbessern, und natürlich die einfachsten Gewichtsfauspax (0,5kg gespart) auszumerzen wurde das Rad direkt modifiziert. Es ist jetzt die komplette GRX Gruppe von Shimano verbaut, inkl. 48/31er Kurbel mit Umwerfer (musste neu da 2,5mm geänderte Kettenlinie). Das Schaltwerk besitzt einen Geländemodus, welches die Kette auf Spannung hält – MTB Technik am Gravelbike. Die Reifen sind im nassen Gelände natürlich irgendwann überfordert, kommen aber sehr gut durch Matsch und zumindest bis 35km/h rollt es auch auf der befestigten Fahrbahn gut. Insgesamt eine klare Empfehlung für alle die ihren Rennlenker lieben und auch mal Feldwege/Waldwege fahren wollen, oder einfach solide zur Arbeit fahren wollen. Auf mechanische Scheibenbremse sollte man nicht downgraden außer das Budget lässt nichts anderes zu und wie man weiß kann man auch mit Aluminium gut fahren. Last but not least, die Farbe ist deutlich greller und schöner als es alle Bilder vermuten lassen. Es gilt aber auch die n+1 Regel, n ist die Anzahl der Räder, die man besitzt 🙂

Rahmen + GabelAluminium SL 7005 – 56cm
BremsenShimano GRX 400
LaufräderFulcrum Racing 700 DB, DT Swiss Steckachsen
ReifenSchwalbe G-One Bite 35mm
KurbelShimano FC RX810 – 48/31 170mm
UmwerferShimano GRX FD-RX810
SchaltwerkShimano GRX RD-RX810
KassetteShimano 105, 11-32 11-fach
LenkerOxygen Scorpo Aero
VorbauProcraft 100mm 6°
SattelstützeProcraft PRC SP2 27,2mm
SattelBerk List oval
PedaleShimana A500 SPD

SuperSix Evo 2020

Für die Saison 2020 wird es nach 7 Jahren eine neue Maschine für mich geben. Klar war schon länger, es sollen Scheibenbremsen sein. Darüber sollte Leichtbau nicht komplett im Vordergrund stehen. Bis vor einem Jahr hätte ich es nicht für möglich gehalten, diesen Satz so über die Lippen zu bringen. Diverse Simulationen in der einschlägigen Rennrad-Presse haben mich aber vollständig überzeugt, dass ein Mittelweg zwischen Gewichtsoptimierung und Aerodynamik auch im bergigen Terrain, beispielsweise einem Alpen Gran Fondo, am schnellsten zum Ziel führt. Nach wochenlangem Studium verschiedenster Testberichte fiel meine Entscheidung auf das komplett überarbeitete, neue Super Six Evo 2020. Die kurze Version dazu: Cannondale hat sich in den letzten Jahren als Marke bewährt, Preis x Leistung war stets super.

Die verlängerte Version der Entscheidung:

Rahmenset 

Vorangegangene Generationen des Supersix Evo haben stets mit überragender Steifigkeit, geringem Gewicht und (für Traditionalisten, aber nicht für mich, sehr wichtig) mit der klassischen Diamantform gepunktet. Das Re-Design für 2020 fiel radikal aus und bediente exakt meine Wünsche. Zunächst eine deutlich verbesserte Aerodynamik (Cannondale spricht von 30% weniger Luftwiderstand bei 48km/h; als Testgeschwindigkeit 48km/h in der Ebenen zu wählen finde ich sowieso schon grundsympathisch),  dann die Abkehr vom reinen Leichtbau-Konzept zum modernen Allrounder. Tests bestätigen aber, dass alle weiteren Charakteristiken der Vorgänger-Generationen beibehalten wurde. Schließlich, um Rainer von hibike zu zitieren, muss man“ beim Rennrad nicht schnell fahren sondern […] nur schnell aussehen“, womit wir bei der Lackierung wären.Die eher ungewöhnliche, olivgrün-glänzende Lackierung des hi-mod Dura Ace Modells traf bei mir (und am Unterrohr des Rahmens) komplett ins Schwarze! 

Technik

Shimano mag nicht sexy sein, aber die Funktionalität der mechanischen Dura Ace Gruppen ist unübertroffen. Cannondale geizt (sinnloserweise in dieser Preisklasse) mit gruppenreiner Ausstattung und verbaut Ultegra Bremsscheiben und Kasetten. Dank Treuebonus im Radladen des Vertrauens konnte aber kostenneutral upgegradet werden. Eine Ausnahme bildet die Kurbel: Dort kommt die hauseigene Hollowgram SL Kurbel mit FSA Kettenblättern und vorinstalliertem (aber für 400 Euro zu aktivierenden) Leistungsmesser von power2max zum Einsatz. Als „alter Leierer“ (Zitat Teamchef) ließ ich natürlich direkt auf Kompaktkurbel umbauen und wählte das 11-30er Ritzel, was, im Gegensatz zur Version mit Rettungsring, mit einer 3-Zähne-Abstufung im oberen Bereich gefällt. 

Ein zusätzlicher Chip von meinen Freunden von Garmin ist am Vorderrad vorinstalliert und erlaubt, neben der Geschwindigkeit bei GPS Verlust, auch ganze Touren per App aufzuzeichnen (kann nicht schaden, falls man sein Wahoo mal vergessen hat).

Komponenten

Wer den Selbstaufbau Comet Custom: Disc meets Campa verfolgt hat, wird schnell merken, dass ich hier dabei bin, das exakte Gegenteil zu tun. Sowieso hatte ich keine Wahl, denn das Super Six Evo kommt nur noch als Komplettrad mit einem Maximum an auf einander abgestimmten Komponenten, die von der Aero-Maschine System Six übernommen wurden. Diese System-Integration sorgt wie bei den Direktversendern natürlich für einen sehr cleanen Look, bedeutet aber auch, dass alle Komponenten von Haus aus passen müssen, wenn man nicht noch mehr Euronen verballern will, als der Listenpreis von 6499. Der wichtigste Punkt für mich in dieser Hinsicht: Laufräder. Die von HED gefertigten Knot45 Laufräder mit DT Naben wurden aber (mit leichten Abzügen bei der Steifigkeit) sehr gut bewertet, die Aerodynamik stimmt und das Set-Gewicht von 1560g kostet mich auch nur 120g gegenüber Daniels Bestien (Vorsicht: wordly oversetting). Imposant ist die Felgenbreite von 32mm, die aerodynamische Vorteile bringen soll und über die tubeless montierten 25er GP 5000 hinausragt.

Unnötig zu erwähnen, wie zäh das natürlich die Montage macht. Die teilweise innen verlegten Züge sorgen für ein sehr aufgeräumtes Cockpit. Eine tolle Detaillösung dabei ist, dass Vorbau und Lenker dennoch voneinander trennbar sind — die untere Hälfte des Vorbaus ist abnehmbar.

Der große Pluspunkt: Vorbaulänge und Lenkerwinkel bleiben variabel, was auch Wartung und Transport um einiges erleichtert. Der kleine Minuspunkt: Konstruktionsbedingt bringt der 110er Vorbau bleierne 208g Gewicht auf die Waage. Interessant wird auch sein zu sehen, wie sich der extrem kurze Prologo Sattel in der Praxis schlägt. Was schon nach 200m Testfahrt auf einem französischen Parkplatz begeisterte, war der Komfort am Heck: hier sorgt die D-förmige Stütze für einen Tag zu Nacht Unterschied im Vergleich zu meinem alten CAAD10. Zum schwebenden Fahreindruck passt auch sehr konsequent, dass der Freilauf fast nicht hörbar ist. Daran muss ich mich aber erst gewöhnen („ein guter Freilauf ersetzt jede Klingel“).

Das Rad bringt fahrfertig 7,66kg in Größe 58 auf die Waage. Ziemlich genau das Gewicht meines CAAD10 also, aber mit Scheibenbremsen, Aero-Cockpit und -Laufradsatz. Falls die Laborwerte stimmen, sollte ich also 2020 in allen Belangen schneller sein! 😀 Ein Testbericht sowie eine Specs-Tabelle folgen natürlich bald.