Überraschung am Reiterjoch

Um die Tour vor dem traditionellen Thermentag in Meran nicht unnötig leicht zu gestalten, hatte der Teamchef am Vorabend höchstpersönlich eine Passentjungferung ins Spiel gebracht. Die Passbeschreibung des Reiterjochs auf quäldich liest sich grausam und Sebastians Angstzustände ob der bevorstehenden Strapazen nahmen während des Abendessens bedenkliche Ausmaße an. Es sollte sich aber herausstellen, dass überraschenderweise gar nicht die steilste Variante über Eggen geplant war. Von Bozen (262m) geht es durch ein 3km langes Tunnelnetzwerk ins wunderschöne Eggental entlang der Karerpassstraße bis nach Birchabruck (860m) und dann in aller Ruhe bei 8% Durchschnittssteigung teilweise auf Almwegen bis zur Passhöhe (1996m). Der Gesamtanstieg kann es somit mit den ganz großen Alpenpässen aufnehmen.

Um den zweiten Weltmeistertitel der Franzosen nicht zu verpassen wurde die Abfahrtszeit mit 8:30 recht früh gewählt. Auf der Fahrradautobahn nach Bozen konnten die Beine mit einem 37er Schnitt warmgefahren werden (es beteiligten sich 2 von 3 Fahrern in der Führung) ehe oben beschriebener Anstieg begann. Moritz und Daniel fuhren fernab des roten Bereichs, denn beide glaubten fälschlicherweise, dass die Horrorrampen aus Sebastians Bericht noch auftauchen würden. Dieser wiederum war überrascht, dass die beiden anderen nicht auf die Mörderrampe nach Eggen abbogen. So kamen alle drei entweder einigermaßen entspannt oder positiv überrascht oben an. Und da die Straße ein Geheimtipp, die strava Rangliste also nicht zu prominent besetzt ist, konnte sich Moritz für den Hauptanstieg ab Birchabruck mit 58:24 sogar den KOM sichernlaugh

Nach einer Stärkung im Skiort Pampeago im obersten Teil der Abfahrt auf der anderen Bergflanke fuhr man auf teils überraschendem Belag (Schotter im Tunnel) in Richtung Val die Fiemme ab — ein kurzer Abstecher ins Revier der letzten Woche also, denn unweit entfernt beginnt ja schon die Nordauffahrt des Passo Manghens. Alles was am Reiterjoch an Steilstücken eingespart wurde, lieferte die etwas unterschätzte Gegenrampe (500Hm) zum Passo Lavaze nach.

Dort wurden die Flaschen mit dem "juten Pulwwer" aufgefüllt, der gepante Espresso Stop aber ans Ende der folgenden Abfahrt verlegt, da auf der Passhütte offenbar niemand daran Interesse hatte, Geld zu verdienen. Bei bestem Sonnenschein zog der unterer Teil der Abfahrt richtig runter und in Moritz Windschatten stellte Sebastian mit 96,8km/h einen neuen Topspeed Rekord fürs diesjährige Trainingslager auf. Bergab waren die Tunnel zu Beginn des Eggentals weniger eintönig und auf der Hügelstraße von Bozen nach Lana wurden die letzten Körner verpulvert.

Eckdaten der Tour: 118km / 2500Hm / 25,6er Schnitt.

In der Wohnung angekommen, konnten dann die Heldentaten der anderen bewundert werden. Heidrun nutzte das angenehm kühle Wetter am morgen für ihre Erstbefahrung eines Alpenpass. Schon in Mallorca wurde das große Ziel "Gampenpass" ausgegeben und mit Bravour bestanden: Ohne Pause direkt mit einer starken Zeit und dem Bergfloh als Begleiter für die letzten Kilometer vor der Kuppe.

Oben wartete bereits Katie, die den Gampenpass in starken 1:36 hochgekurbelt war und sich danach noch den Mendelpass als Nachschlag gönnte. Die Eckdaten ihrer Variante Due Passi: 86km / 1800Hm / 20,2er Schnitt.

Trainingslager Südtirol 2018 – Transfertag

Die Woche am Lago di Caldonazzo war flux vorbei, das Quartett verlies gegen 10:30 Uhr die Unterkunft um die ca. 80km gen Norden nach Lana zu fahren. Dort waren Detlef und Heidrun um diese Uhrzeit bereits angekommen, aufgrund der Stausituation wurde standesgemäß 3:30 Uhr losgefahren aus dem Headquarter Odenwald. Daniel brachte das Paket zur Post (die bis 12:35 Uhr offen hatte). Leider wurde die Annahme erst verweigert, es gäbe nicht abgeklebte Kanten am Karton. Im gegenüberliegenden Schreibwarenladen wurde Tape erworben und dann wirklich alles abgeklebt. Nachdem die Anschrift aufs falsche, dann aufs richtige Formular und dann mit Edding aufs Paket geschrieben wurde, und Expressfrachtgebühr von insgesamt 43€ gezahlt wurde, kam auch der schwarze Wagen an der Ferienwohnung an. Es wurde eingeladen, diverse Leute suchten diverse Dinge die sich beim Umpacken versteckt hatten.


Nach der Stärkung im Café Flora ging es auf eine wirklich fast flache Einrollrunde nach St.Michel (50km 360Hm). Moritz fuhr den kleinen Anstieg auf Attacke und konnte sich P37/2800 auf dem Segment sichern. Pünktlich zum Anpfiff, und nur durch ganz ganz wenige Schönwettertropfen (Mendelpass und Bergfloh sind hier die Stichworte) runtergekühlt, kamen alle fünf Fahrer in der sehr großzügig dimensionierten Ferienwohnung in Lana an.

Trainingslager Südtirol 2018 – Redebus solo

Schon bei der Begutachtung der von Moritz geplanten Touren, fiel Daniel auf, dass die erste Woche human werden könnte. Das allereinfachste Tagespensum war heute an der Reihe, der Redebus von Pergine, im Gegensatz zum Vorjahr auf der echten Rollerstraße, war die einzige Erhöhung des Tages. Der Pass hat auf 15km knapp 1000Hm, welche nach Einrollen rund um Levico Terme in Angriff genommen wurden.

Trotz der Ankündigung von Daniel und Moritz kein Bergzeitfahren zu veranstalten, quittierte Sebastian die bejahende Antwort auf seine Frage "ist er das schon" direkt mit einer Lücke. Er wollte einfach sein eigenes Tempo fahren. Daniels Pulsmesser versagte komplett den Dienst, Moritz machte die Pace am Anstieg. Dieser war jedoch alles andere als gleichmäßig, sodass sich kein wirklicher Flow einstellen konnte. Auf den letzten etwas steileren 1,5km gab es doch noch eine Tempoverschärfung, aber es kamen beide gleichzeitig oben an. Trotz moderatem Durchschnittspuls von 165 war die Steigleistung von 1150Hm/h sehr anständig. Sebastian folgte kurze Zeit später und das Trio kehrte direkt auf dem Pass an der verlassenen Hütte ein. Dort gab es zwar keinen Strudel, aber einen sehr reichhaltigen Apfelkuchen.

Der im Vorjahr angebrachte Liliensticker am Passschild wurde noch gefeiert, dann ging es in die sehr steile Abfahrt hinunter. Mit Windschattenüberschuss hatte Moritz die 90km/h Schallmauer sogar durchbrechen können.

Die für das DGD Racing Team neue Abfahrt nach Pergine war ebenfalls zügig zu fahren. Für Sebastian und Daniel gab es einen kurzen Adrenalinschub, als Daniel durch einen größere Welle fuhr, und Sebastian kurzzeitig davon ausging, dass Daniels Hinterrad einen Defekt habe – es war aber nix. Die Planung durch Pergine war an einem Kreisel derartig kompliziert, dass die drei aus Versehen doch durch Pergine fuhren. Im komplett neu und nobel renovierten Restaurant vom Hotel Tourismo wurde dann standesgemäß noch ein Espresso geschlürft, bevor es am Lago zurück in Richtung Lago ging. Eckdaten der Tour 62km, 1200Hm, 27er Schnitt.

Katie hatte heute die klassische Ruhetagsrunde auf dem Programm. Im Gegensatz zu den männlichen Fahrern wurde diese Runde ausgedehnt, bis hinauf aufs Castel Pergine.

Dort gab es dann einen Imbiss und insgesamt sehr viele schöne Fotos (Best Of Gallerie folgt am Ende der Woche). So konnten Pergine und Levico Terme auch aus Nicht-Radfahrersicht touristisch erkundet werden.

Testfahrt Stevens Strada 1000

Nachdem Heidrun im Trainingslager Mallorca Gefallen am Radfahren gefunden hatte, musste natürlich auch ein eigenes Rad erworben werden. Bisher durfte Sie auf Detlefs Mountainbike zurückgreifen, das jedoch nur als Kompromiss in Sachen Gewicht und Agiltät durchgeht – gerade wenn man eigentlich Straße fahren will. Die Anfoderungen waren recht eindeutig: 28'' Räder, möglichst leicht aber kein Rennlenker. Stevens hat in dem Bereich die Strada Serie im Programm (Jonas' Einsatzrad im Jahr 2012), und schnell wurde das Topmodell Stevens Strada 1000 auserkoren und beim Citybike Darmstadt bestellt. Daniel modifizierte die Serienausstattung in 2 Punkten: Es wurden 32mm Conti Grand Prix 4 Seasons Reifen montiert und eine 11-32 Kassette um auch in den Alpen genügend Reserven zu haben. Die Reifen machen auch Feldwege zum Einsatzgebiet des Rades.

Das sehr niedrige Gewicht von 8,6 kg in Kombination mit dem komfortablen Lenker und Scheibenbremsen machen das Rad zu einem super guten Alltagsgefährt. Daniel fuhr mit Sebastian nach dem 3:1 Heimsieg der Lilien von Darmstadt nach Reichelsheim, dort konnten die oben genannten Fahreigenschaften ausgiebig erprobt werden.

Trainingslager Mallorca 2018 – último día

Der letzte Tag des Trainingslager Mallorca wurde in 4 Gruppen unterteilt. Als Stefans Umwerfer auch in der Radwerkstatt nicht repariert werden konnte, fiel für ihn Radfahren aus. Da der Plan schon vorher bestand, zusammen mit Philippe am Pool zu chillen war die Betrübtheit überschaubar. Daniels Erkältung und Steffens Beine führten zu dem Entschluss eine echte Ausrollrunde zu fahren (88km flach), mehr oder minder auf direktem Weg nach Porreres. Es wurde die Bluetoothbox aktiviert und bei Unterlenkerverbot die Beine ausgefahren. Sebastian hatte keine stichhaltigen Argumente gegen die komplette Runde aufzuweisen, daher fuhr das Duo die 138km Runde in schnellem Tempo (31er Schnitt). Dabei durfte natürlich ein Berg nicht fehlen, es wurde der Puig de Randa mit der streckentechnisch spannenden Ultraserpentinenvariante (16 Kurven auf 1,6km) bezwungen. Moritz gab, angefeuert von einem Bergzeitfahren einer anderen Radgruppe, nochmal Vollgas und konnte alle bis auf einen der Gruppe hinter sich lassen. Pünktlich kurz nach viertel nach eins trafen sich die vier Fahrer am Restaurant in Porreres. Dort wurde man leider nicht bedient, da wohl eine der Köche nicht anwesend war und alle Tische im Innenraum belegt waren. Dank Tripadvisor fanden die vier aber schnell eine Alternative die ebenfalls überzeugte. Zwei vollwertige Gänge, Getränke und Espresso für 48€ – authentisch mallorquinische Küche waren ein gute Stärkung für die Rückfahrt. Dank ein paar mehr Kilometern hatten Sebastian und Moritz nicht nur guten Wind, konnten aber dennoch den Schnitt mit den letzten Körnern aufpolieren. Steffen und Daniel hatten zumeist Rückenwind und konnten sogar zwischenzeitlich die musikalische Führungsarbeit einer anderen Radgruppe übernehmen. Moritz hatte noch eine Beinahecrash mit einen zurückrollenden Transporter am Kreisel, der erst nach energischem Klopfen an die Heckscheibe bemerkte, dass man ja vorwärts weiterfahren sollte. Update: die 2 Stunden Schlaf waren wohl nicht ganz ausreichend, natürlich ist der Bergfloh auch Radgefahren, gemütliche 60km im 25er Schnitt – ganz klassisch ohne Pause :).

Nach mehr oder weniger euphorischem Radputzen, Koffer tapen (ohne Schlüssel gehen die Schlösser auch nicht wirklich zu wurde gelernt) ging es ein letztes Mal in die Sauna. Um 20 Uhr trafen sich die Radfahrer mit dem Erfinder des Carbone Bike Trinkflaschenhalters (9g), der anbot dass jeder seinen eigenen Flaschenhalter fertigen konnte. Inklusive üben mit Wickelplan, feilen, trockenen im Ofen, Abkühlen bei Bier im Kühlschrank dauerte die sehr spannende Geschichte fast 6 Stunden – vielen Dank nochmal an Peter der diesen Workshop anbot, es war eine Riesengaudi.

Ein Riesendank im Namen aller Beteiligten gilt dem Bergfloh und seiner Frau (die übrigens mit 237 km eine Radrekordwoche hinlegte), die fast die gesamten Getränkekosten des Sextetts trugen und auch bei allerlei Organisatorischen Tasks eine große Hilfe waren. Das größte Trainingslager des DGD Racing Teams ist somit leider viel zu schnell vorbei.