Regen oder kein Regen während der Tour d’Energie – schon die ganze Woche hing diese Frage in der Luft. Als Hauptargument für Regen waren die Vorhersagen der meisten Wetterdienste heranzuziehen, als einziges Argument dagegen das inzwischen nahezu legendäre Wetterglück des DGD Racing Teams. Als das Team pünktlich um 10:15 – knapp eine halbe Stunde vor Rennstart – in der Startaufstellung eintraf und kurz danach die Sonne durch die vereinzelten Wolken
durchbrach, war klar, dass sich das Wetterglück gegen die Wetterberichte durchgesetzt hatte.
Daniel und Moritz begannen dank der guten Vorjahresleistung das Rennen in Startblock B. Stefan, erstmals in Göttingen dabei, startete in Block F. Da sich Daniel und Moritz in einer sehr hektischen Anfangsphase eigentlich sofort aus den Augen verloren, kann sich der Leser nun auf 3 Rennberichte aus 3 verschiedenen Blickwinkel freuen.
Moritz: Direkt nach der Freigabe versuchte ich das nahezu Unmögliche, nämlich in das Hauptfeld aus Startblock A vorzubreschen. Auf den ersten 20km wurde daher nichts getrunken, nichts gegessen und eigentlich nie unter 180 Puls gefahren. Einige Lücken fuhr ich alleine im Wind zu aber das Ergebnis war ernüchternd – ich fand mich in der Gruppe direkt hinter besagtem Feld wieder und noch entlang der Weser hatte ich Sichtkontakt. Mehr als 2 Minuten waren das nicht.
Am ersten langen Anstieg startete ich den letzten Versuch, nach vorne zu kommen. Aber die Gruppe, auf die ich kurz vor dem Gipfel aufschloss, beschloss an die Verpflegungsstation zu fahren, anstatt mit mir (im Windschatten :p) Tempo zu bolzen. So legte ich die Kilometer bis zum Hohen Hagen alleine zurück, konnte dann bis Kilometer 90 in einer schnellen 5er Gruppe von A-Block Fahren mitfahren (die mich dann aber unbedingt loswerden wollte) und kam nach weiteren 10km Solofahrt (das gibt wenigstens gute Bilder :)) an der Spitze eines großen Feldes die Ziellinie überqueren. Das Ergebis belohnte aber für meine Mühen die Vorjahresplatzierung wurde deutlich gesteigert.
Ergebnis: 2:47:08 Fahrzeit, Platz 155/1784.
Daniel: Nachdem schon kurz nach dem Start klar wurde, dass Moritz zu weit im Feld nach vorne (bzw. ich zu weit nach hinten) gespült wurde, dass es beim DGD Racing Team jeweils ein Einzelrennen wurde ging es auf den ersten Berg. Nach ein paar wirklich unnützen Platzverlusten wegen Trinkflaschenfehlbedienung ging es meist im Windschatten in Richtung 3. Berg. Nachdem das ca. 100-Mann (und vl. 2 Frau) Feld endlich Platz gemacht hatte, konnte man am Berg eine gute Pace vorlegen. Die 4-5 Leute die beim Gipfel in Sichtweite waren, fuhren leider zur Verpflegungsstation. Vor lauter Restmüdigkeit (Fahrt nach Göttingen 23-1:20h nachts) und Rennfieber war die Rennstrategie recht überschaubar muss man hier einwerfen. Nach dem Berg fing die „Misere“ an. Nichts während des Rennens gegessen ging es die Abfahrt hinunter. Dort kamen fast alle „Bergnasen“ vorbei, die eigentlich längst abgehängt sein sollten. Also wurde geduldig auf das nächste Feld gewartet. Das war leider recht langsam unterwegs, kein Wunder kurz vorm härtesten Anstieg wollte sich keiner dem recht starken Wind gar zu sehr in den Weg stellen. Der neue Schlachtplan lautete jetzt: alles auf eine gute Zeit beim 2,1km langen Bergsprint am Hohen Hagen setzen. Dies wurde leider in den ersten 500m von den anderen Fahrern der Gruppe verhindert, durch gekonntes „in voller Fahrbahnbreite langsam fahren“. Als dann Platz war, gab es einen Antritt und kurz vorm Gipfel den Spruch eines Carbonfreundes: „das demontiviert mich jetzt schon“. Darauf hin gab es selbstverständlich noch eine Tempoverschärfung. Danach passierte das unvermeidbare, nichts ging mehr. Zahlreiche Platzierungen und Sekunden gingen verloren, Gruppe um Gruppe musste ziehen gelassen werden – zu müde waren die Beine – zu stark war der Wind.
Ergebnis: 2:55:49 Fahrzeit, Platz 375 (hoffe dass die Bergwertung noch veröffentlicht wird ;))
Stefan: Da die Einteilung der Startblöcke durch fragwürdige Verfahren stattfindet, musste ich in der vorletzen (5./6.) Startgruppe starten. Die Angabe des 31er Schnitt auf der Nordschleife war wohl einfach zu schlecht… Zu Beginn musste ein Kompromiss zwischen Überholen und Energiesparen gefunden werden. Dieses Unterfangen war aufgrund des starken Windes und den Fahrern, die die ersten 15 flachen km als eine Art Sprint sahen, nicht sehr einfach. Der 1. von 4 Bergen zeigte dann ein gewohntes Bild; ein Rennradfahrer nach dem anderen wurde überholt. Auf der Abfahrt musste man dann ein Feld finden um kraftsparend und schnell voran zukommen. Am 2. Berg sagte jemand zu mir „Hab ich gesoffen? Da ist ne Federgabel an mir vorbei gefahren“ 🙂
Vorm 3. Berg führte ich im Flachen kurz ein 100 Mann Feld an. Eine tolle Erfahrung mit entsprechenden Gesichtern der Rennradler. Das 100 Mann Feld war nach dem 3. Anstieg´ jedoch zerissen; 2 Leute sind mit mir hoch gefahren, der Rest war anscheinend zu stark gedemütigt, vom 26″ MTB im Flachen. Der hohe Hagen war schön steil, und vermittelte „Tour de France Atmosphäre“ viele viele jubelnde Zuschauer – ein Traum. Die Restlichten 25km ins Ziel waren dank Gegenwind sehr anstregend. Besonders als ich zu Beginn damit beschäftigt war ein Feld zu schaffen. Der Zielsprint fiel dann ärgerlich aus – aus der ca 30 Mann starken Gruppe waren 2 Leute schneller 🙁 bei 56km/h war bei mir einfach Ende.
Platz 524/1784 – Fahrzeit 3:01 – also ca 700 Leute überholt 🙂
Nach dem Zieleinlauf galt es dann das berühmte Göttinger Problem zu lösen: Wo gibt man den Transponder ab. Die Antwort dieses Jahr lautete „natürlich in dem gelben Bäckereiwagen“. Abgesehen von dem Durcheinander nach dem Rennen muss man die Tour d’Energie aber in allen Bereichen loben: Gutes Starterpackage, problemlose und schnelle Startnummernausgabe, klasse Strecke und ein fantastisches Publikum, das am Hohen Hagen mit jedem Tour de France Publikum mithalten kann. Daumen hoch! Zum Schluss muss noch das Hotel Rennschuh erwähnt werden, dass dem DGD Raing Team zu einem sehr fairen Preis eine Unterkunft geboten hat 😉