Trainingslager Südtirol 2020 – Stilfser Joch

Episode zwei aus der Serie „die Guoadn foans von hier“ folgte recht spontan schon am zweiten echten Tag des Trainingslagers, das Wetter war sehr stabil gemeldet. Daniel wollte nach 6 Jahren mal wieder das Stilfser Joch fahren und Moritz kam tatsächlich mit einer fahrbaren Streckenplanung um die Ecke. Es wurde wie jedes Jahr der berühmte Vinschgauer Radweg als Grundlage benutzt, dieses Mal jedoch in Rekordlänge bis Prad. Dank Komoot und Google Streetview wurden zwei Schotterpassagen vom fachkundigen Tourenplaner direkt umschifft, auf dem Hinweg war das aber nur mit einer Todesgeraden (1,9km 200Hm) bei Sonne und Windstille möglich. Kurz nach Meran holten Daniel und Moritz einen weiteren Fahrer aus Hessen ein, gestartet in Darmstadt fuhr mit Gepäck eine durchaus ansprechende Alpenüberquerung mit 250km am Vortag. Er plante aus Meran die gleiche Runde und kündigte aber seine der Vorbelastung entsprechend müden Beine an, blieb daher im Windschatten bis zum Fuße des Stelvio.

Sebastian machte eine Mischung als Wanderung und Lauf auf einen der Hausberge von Lana (29km 1500Hm), wo er von der sehr beachtlichen Steilheit des Aufstiegs überrascht wurde (>30%) aber trotz minimaler Verpflegung (Powerzeug + Apfel + leere Powerbank) kam er fast zeitgleich mit den beiden anderen Fahrern zurück ins Quartier. Sein Plan, oben am Berg per Zoom Meeting der Verteidigung eines Uni-Kollegens beizuwohnen klappte hervorragend (Techniktipp: BT-Hotspot ist deutlich effizienter als Wlan-Hotspot).

Katie erkundete heute die Sehenswürdigkeiten von Lana mit einem Spaziergang durch die Gaulschlucht, eine Location die sich auch für sehr heiße Tage anbietet.

Um ein moderates Tempo am Stelvio zu erreichen, war geplant, dass Daniel die Pace am Anstieg machte — trotz fehlender Wattmessertechnik und Antworten auf die Frage „Fährst du nach Trippfrequenz oder Puls?“ wie „Nach Gefühl“ — war das Tempo moderat und gleichmäßig aber natürlich nicht vergleichbar mit Rekordversuchen vergangener Jahre. Die Streckenkenntnis beider Fahrer hatte aber nach dem halben Jahrzehnt merklich gelitten und so war der Anstieg doch deutlich steiler als im Gedächtnis, der erste Gang 36/32 bzw. 34/30 wurde durchaus oft hochgeleiert.

In Sichtweite des Ziels (6km entfernt) nahm Daniel eine kleinere Lücke hinter sich wahr, und da sich solche Gelegenheiten äußerst selten bieten, beschloss er einen Gang draufzulegen und bis oben voll zu fahren. Das gelang auch sehr gut, die Beine fühlten sich zum Glück nicht nur kurz gut an. Moritz hatte allerdings mit einen Hungerast und mit der ungewohnten Höhenluft zu kämpfen, sodass er komplett rausnahm und im Notritzel bei orthopädisch bedenklichen Trittfrequenzen den Pass erklamm.

Nach einer Stärkung und dem Passfoto begann das Neuland – die Abfahrt über den Umbrailpass. Dort war garnix los, lediglich vereinzelte Motorradfahrer und ein paar Profifahrer mit Begleitfahrzeug störten die Abfahrt auf der teils recht schmalen aber schön gelegten Straße. Die restliche Tour ging fast komplett bergab, allerdings bließ der Gegenwind fast durchgängig sodass schon ein paar Körner investiert werden mussten. Das Routing über den Radweg anstatt auf den Wirtschaftsstraßen lies aber ein etwas windgeschützeres Fahren zu. Eckdaten: (182km, 3100Hm)

Trainingslager Südtirol 2020 – St. Ulrich über Jenesien

Nach dem etwas übermotivierten Beginn des Trainingslagers mit Jenesien Acht im Vorjahr brauchten Daniel und Moritz ein paar Überredungskünste nochmal das „J-Wort“ zu benutzen (geschweige denn, in den gleichnamigen Ort zu fahren). Bei Kaiserwetter ging es überraschend zügig im Tal nach Bozen, wo Moritz das Tempo ein wenig einbremste weil die Wattwerte an den kleinen Hubbeln etwas hoch zu sein schien. Der Hauptanstieg wurde von Sebastian sehr forsch angefahren, er achtete auf einen flüssigen Tritt dank für diese Saison neuem Trittfrequenzmesser. Allerdings bedeutete eine 80+ Frequenz bei 34/28 Übersetzung bei 10% Steigung eine zu hohe Pace; Daniel und Moritz waren auch entsprechend überrascht ob der zügigen Passeröffnung. Neben einigen Flüchen fand Sebastian aber kurze Zeit später seinen Rhythmus, sodass die drei geschlossen (modulo der letzten 500m Schlussrampe in üblicher Reihenfolge) oben ankamen, und den Blick auf die Dolomiten genießen konnten.

Als die Energiespeicher wieder aufgefüllt waren folgte noch die Dorframpe von Flaas, die aber von Sebastian sogar als recht fahrbar geadelt wurde. Unüblich für die Fahrer des DGD Racing Teams wurde der Treffpunkt mit Katie (die eine Rundwanderung mit Etschtalblick machte) sogar 10 Minuten zu früh erreicht, sodass die Strudel mit Kübeln Apfelschorle gemeinsam verzehrt werden konnten. Dankenswerterweise übernahm sie außerdem das obligatorische Teamfoto und die Rechnung – denn der Plan, den Grandprix der Steiermark live verfolgen zu können, stand.

Die sehr schnelle Abfahrt wurde mit Abständen zwischen den Fahrern absolviert, sodass keiner nur Windschatten fahren musste. Sebastian musste im ersten langen Tunnel kurz seine Brille absetzen um nicht nur schwarz zu sehen, aber sonst gab es keinen Verkehr – eine nur angetäuschte Baustelle existierte ebenfalls nicht. Eckdaten der Tour: 78km, 1828 Hm

Trainingslager Südtirol 2020 – Einrollen

Katie und Moritz waren bereits am Vorabend zu Daniel nach Eberstadt angereist und Sebastian konnte vor der Abfahrt um 4 Uhr morgens glücklicherweise auch zum Aufstehen bewogen werden. Die Autobahn war frei wie lange nicht und nach nach einer Regenfahrt im Rahmen der Rekordzeit (5h30) wurde Lana erreicht. Immer noch in strömendem Regen, sodass viel Zeit für Café und Einkaufen blieb.

Die Kaltfront wollte optimale Rennradbedingungen für die kommende Trainingswoche des DGD Racing Teams besonders gründlich vorbereiten und war auch noch am frühen Nachmittag dabei, die Straßen vom Dreck zu befreien. Daher blieb Zeit, sich mit „dem Patienten“, sprich, Sebastians Problemvorderrad zu beschäftigen. Jenes hatte für unverhältnismäßig viele Schlauchplatzer in der Vergangenheit gesorgt und wollte nun, auch Tubeless umgerüstet, die Luft beim Fahren in den vergangenen Wochen nicht halten. Zu dritt und mit dem Kompressor in der Garage der Ferienwohnung gelang die Neumontage überraschend schnell, alsbald war der Patient rundherum dicht, und eine gewisse Hoffnung machte sich zu Beginn der 20km Installation-Lap auf nunmehr trockenen Straßen und Radwegen breit.

Am Ende aber die Ernüchterung: der Reifen scheint sich immer wieder Minimal von einer Felgenflanke zu drücken (Luftentwicklung dank Spüliwasser klar zu erkennen) und Sebastian kehrte mit 2,5/7 bar heim. Es scheint sich nun also definitiv um einen Produktionsfehler an der Felge zu halten. Blöd, aber genau dazu ist die Installation-Lap gut. Zur ersten echten Tour bei Kaiserwetter steht das zuverlässig Ersatzlaufrad bereit.

Tour de Suisse 2020

Schon zum dritten Mal wurde vor dem alljährlichen Trainingslager Südtirol ein kleines Vorab-Alpen Training bei Steffen in Bern eingelegt. Dieses Jahr gab es am Freitag sogar ein Rennen (Chasing Cancellara) welches aber zu lang (200km), zu früh (4.00 Uhr), zu teuer (250 CHF) war, aber einen Teil der geplanten Route (Finaletappe der Tour de Suisse 2005) (inkl. Autoanfahrt über den Grimselpass) beinhaltete. Die Wetterprognose war zumindest bei manchen Apps ganz ok, aber als es fast die gesamte Autoanfahrt durchweg nass war hatten selbst die größten Teamoptimisten Zweifel ob man wirklich trocken losfahren sollte. Vor der Passhöhe des Grimsel musste man sich durch das traurig anmutende hintere Teilnehmerfeld des besagten Rennens mit dem Kfz durchwurschteln. Steffens kurzes Fensteröffnen mit Handraushalten (Nebel, leichter Regen, 7 Grad) wurde mit „es ist mild“ bewertet. Wenige Kilometer vor Gletsch, dem Startpunkt der Dreipässetour fuhren die beiden auf einmal in die Sonne. Den Spruch mit den dümmsten Bauern ersparen wir uns hier – die gesamte Tour konnte komplett trocken gefahren werden 🙂 Auf der Abfahrt, von Steffen zum „warmfahren“ so eingeplant musste ein Zwangsstopp eingebaut werden – einer der Rennteilnehmer war etwas übermotiviert vor einer Serpentine mit dem Helm ins Rückfenster eines Transporters gecrashed. Rad war Schrott, dem Fahrer ging es aber soweit gut. Allerdings benötigten die Anwesenden Hilfe beim Hilfeholen (Steffens Part) und bei der Absicherung der Unfallstelle (Daniels Part), es lag schließlich Glas auf der Straße. Als dann das Begleitfahrzeug da war, ging es weiter auf einem schönen Radweg (nur wenig Schotter) in Richtung Nufenenpass, dem Dach der Tour. Der Anstieg hatte es schon in sich, Steigung meistens in Richtung 10% aber es wurde ein moderates Tempo gefahren, denn es kamen ja noch zwei Pässe mit zu dem Zeitpunkt ungewissen Wetters. Vor dem Mittagessen (wurde nicht wie von Daniel kurz erwogen vorgezogen), ging es dann auf den Gotthardpass. Unten plante Steffen einen Feldweg mit mehr Kurven aber auch mehr Steigungsprozenten ein, dessen Abzweig man zudem verpasste. Dann kam die alte Straße mit 7km Kopfsteinpflaster, welches aber ganz gut fahrbar war. Schlimmer war der stärker werdende Gegenwind der das Tempo weiter drückte. Die Sportografen kurz vor der Passhöhe steigerten die Laune aber wieder, Steffen fand auf den Schlusskehren auch noch Zusatzpace. Nach der Stärkung im Tal ging es den Furkapass hoch, dieses Mal in der Wolke, sodass die Aussicht nur aus „weiß“ bestand. Oben zog man nach dem obligatorischen Passfoto (Selfie-Edition) nur die Jacken an und es ging zurück zum Auto – der Wind bließ auf der kurzen Abfahrt nochmal so richtig sodass bei gleichem Gefälle 35-70km/h erreicht wurden. Eckdaten der Tour: 97km, 3000Hm

  • 20-07-04 17-16-33 0401
  • 20-07-03 12-23-09 0377
  • 20-07-03 17-01-45 0373
  • 20-07-03 16-40-32 0383
  • 20-07-04 12-45-00 0398
  • 20-07-04 12-42-19 0393
  • 20-07-04 13-35-42 0399


Am darauffolgenden Samstag wurde dann direkt aus Bern gestartet, es ging rund um den Bieler See, Daniel wollte aber noch ein paar Höhenmeter sodass dann ohne Protest noch der Col du Chasselral (1598 zum Turm) eingebaut wurde. Der 360 Grad Blick auf dem Grad war sehenswert und das Essen am Bieler See schmeckte danach auch hervorragend. Der Rückweg nach Bern war überraschend hügelig, Steffens Profi-Komoot Planung lies keine unnötigen Höhenmeter aus, sodass auf den 127km 2100Hm gesammelt werden konnten.

 

Elsass Wochenende

Hier sollte eigentlich der Rennbericht vom Alsacienne stehen, welches aber aus bekannten Gründen abgesagt wurde – wie es scheint sogar für immer weil viele Teilnehmer sich zu sehr über die Nicht-Rückerstattung der Gebühren echauffiert haben, sehr schade denn die meisten Leute werden sicher nicht ihr letztes Hemd dafür geopfert haben. Moritz, Sven, Heiko und Daniel beschlossen aber die Hotelreservierung beizubehalten und das Wochenende auf zwei Rennradtage auszudehnen.


Sven reiste mit nagelneuem Material an, sein neues Rose wurde erst vor wenigen Tagen geliefert und zwar vor dem bestätigten Liefertermin (29.6.). Es wurde vor dem „Einrollen“ fleißig geschraubt aber die Wolken verzogen sich sodass das Quartett bei Top-Bedingungen starten konnte. Die Vorgabe <90km konnte zwar nur mit weglassen des Hauptgipfels (+4km) erreicht werden und natürlich wurde nirgends gebummelt – aber man war ja nicht zum Spaß da.
Die Straßenverhältnisse waren insgesamt sehr passabel, sogar ein wirklich guter Radweg wurde von Moritz eingeplant. Die Tour war dann auch wegen der Hitze recht anstrengend aber das gute französische Essen inklusive überraschend schmackhaften lokalen Bier (sehr hopfig) sorgte für Entschädigung. Eckdaten: (1850Hm, 92km)

Der Sonntag sollte dann eine ähnliche Streckenführung wie das eigentliche Rennen haben, es wurde ein alternativer (und schöner) Anstieg auf den Grand Ballon gewählt um nicht 2mal das gleiche Stück zu fahren, dieser kam schon nach wenigen Einrollkilometern. Ein Triathlet fuhr mit seinem Race-Mountainbike große Teile des Anstiegs mit, obwohl kein wirkliches Bummeltempo (1000Hm/h) gefahren wurde – schließlich folgten noch ein paar Höhenmeter. In Gipfelnähe wurde die Bäume weniger was zu sehr zackigen Windböen führte, die fehlende Sonne lies die Kaffeepause dann klar nach Drinnen verlegen. Nach der Abfahrt und 2 Schippen Sand ging es dann auf den Petit Ballon. Im letzten Ort taten sich plötzlich ein paar Rampen auf, die Moritz und Daniel dazu verleiteten die Pace kurz anzuziehen um dann im Flachen auf die Möllers zu warten. Allerdings kam kein wirkliches Flachstück sodass recht bald klar wurde, dass erst am Gipfel ein Reunion stattfinden sollte. Daniel entschloss sich mangels Streckenkenntnis einen Gang runterzuschalten und lies Moritz ziehen. Oben konnte Heiko seine Windjacke aufgrund der Windböen kaum anziehen (Vorgang dauerte länger als die Tragezeit der Jacke) und man fuhr unterhalb des Gipfels in das geplante Mittagsessen-Quartier. Leider wurde die Bestellung vergessen, was zu diesem Zeitpunkt keinen so großen Unmut verbreitete denn man hatte ja fast alles geschafft und lag gut im Zeitplan. Die Abfahrt war dann etwas ruppiger und es gab sehr punktuell Windstöße. Damit alle zusammenblieben, fuhr Mr. Watt (Heiko) den letzten Berg von vorne, was zur Folge hatte dass in jedem Flachstück immer ordentlich Kette gegeben wurde (Konstante Leistung eben).


Der Ausblick von der Höhenstraße wurde erst von Rückenwind begünstigt, dann aber ungefähr 5km vor dem Gipfel (Grand Ballon zum 2.) zum skeptischen Blick auf die Wolken umfunktioniert. Wegen eines Helikoptereinsatzes mussten die vier Fahrer 45 (!) Minuten Zwangspause einlegen, selbst Moritz‘ Verhandlungskünste brachten keinen nennenswerten Vorteil, außer dass man als erstes wieder durchkam. Die finalen 150Hm wurden mit entsprechend kalten Beiden absolviert, aber immerhin blieb es trocken. Auf der Schlussabfahrt wurde einer Autokollonne Vorsprung gegeben, sodass man bei besserem Belag nochmal Stoff geben konnte.
Eckdaten der Tour (3500Hm – bei allen außer Daniel, 137km )