Die dritte Etappe des Giro sollte die Fahrer des Racing-Teams (modulo des nach wie vor erkrankten Teamchefs) auf die höchste asphaltierte Passstraße der Ostalpen führen – dem Stilfser Joch. Glücklicherweise sind die Schneewolken des Vortags vorzogen, allerdings waren für den Gipfel nach wie vor knackige Temperaturen um den Gefrierpunkt angesagt. Ein von vier Fahrern entschieden sich deshalb zum Tragen von Beinlingen. À propos knackig: Die Etappe zur Wochenmitte war mit 58 zu fahrenden Kilometern zwar die Kürzeste, bot mit seinen knapp 1900hm aber einen guten Strecke-zu-Höhenmeter Quotienten.
Gestartet wurde in Prad um 9 Uhr (plus etwas italienischer Unpünktlichkeit). Heute musste der Tesla nur 2km das Feld anführen und hatte danach Feierabend. Direkt nach dem Start setzte sich Moritz in vordersten Positionen des Feldes fest und kontrollierte mit hohem Tempo das Peloton. Die Mutmaßungen aus zweiter Reihe, ob es sich hierbei um einen Bluff handeln könnte, wurden dabei verneint. Heiko bildete die Nachhut der Spitze, weiter hinten im Feld sortierten sich dann Sebastian und Sven ein, die zu Start nicht so gute Beine hatten und deshalb die Konkurrenz in den hinteren zwei Dritteln angreifen wollten.
Bis 1h20 fuhr Sebastian mit einem Lokalmatador zusammen, mit dem man sich von der eigenen Gruppe absetzen konnte, der geheimes Wissen über eine winterliche Überdachung der Passstraße bis zum ersten Weltkrieg berichtete. Diese historische Behauptung konnte nicht verifiziert werden – falls sich innerhalb der Leserschaft weiteres Sachwissen zu dieser Thematik befindet, ist dies dem Racing Team gerne zu kommunizieren.
In der Tageswertung konnte sich schließlich Moritz Platz 9 in 1h32 sichern, es folgte Heiko mit 1h48 (Platz 35) und Sven und Sebastian umklammerten die 2h Marke mit einem Abstand von 1:25min (Plätze 64 und 67). Ärgerlich für Sebastian war hier, das in einer Galerie die Autopause des Wahoo zugeschlagen hat, sodass aufgrund von falscher Informationen die angepeilte 2h Marke im einstelligen Sekundenbereich überschritten wurde.
Eine Verpflegungsstation war an der Abbiegung zum Umbrailpass nach kurzer Abfahrt eingerichtet. Entgegen der Ankündigung wurden die abgegebenen Beutel aber doch schon (wie auch vernünftig) auf Passhöhe ausgegeben. Moritz verpasste daher seinen Beutel mit dem wärmenden Gilet (frei nach Jean-Claude Leclercq). Das Angebot eines Begleitmotorradfahrers, ihn nochmal zur Passhöhe hochzufahren, wurde aufgrund eines fehlenden Helms ausgeschlagen, dafür aber eine wärmende Jacke an- und bis ins Tal mitgenommen.
Es wird vermutet, dass die Verpflegung am Umbrailpass eingerichtet wurde, um den Teilnehmern die Navigation so einfach wie möglich zu machen. Nichtsdestotrotz gelang es unseren brandenburgischen Freunden aus dem Hotel, alternativ die Abfahrt nach Bormio zu nehmen. Jene sparten sich die zusätzlichen Höhenmeter einer erneuten Auffahrt und lernten stattdessen lieber Land und Leute auf der Rückfahrt nach Bozen mit einem rumänischen LKW-Fahrer kennen. Dieser Fauxpas bot den Rest der Woche auch gute Kontermöglichkeiten für jedweden dummen Spruch der Falschfahrer.
Da zum offiziellen Mittagessen noch 1h30 zu warten waren, wurde die Mahlzeit vertagt (bzw. durch zwei von vier Fahrern durch Müsliriegel im Auto substituiert) und man fuhr stattdessen zur Therme in Meran, wo auch Daniel hinzustoßen und an seiner Genesung arbeiten konnte.