Rennbericht La Provençale Sainte-Victoire : Platz 54 und viel Gaudi

Am 25.04 startete das DGD Racing Team in Person von Moritz beim Jedermann-Rennen "La Provençale Sainte-Victoire" in Aix-En-Provence im Süden Frankreichs. Eine vorangegangene Konferenz in Marseille bot die perfekte Gelegenheit, erstmals in der französischen Szene an den Start zu gehen. Der Wetterbereicht hatte schwere Regengüsse vorausgesagt, allerdings erst am späten Nachmittag. Für die Rennzeit standen die Zeichen auf 15-20 Grad und einem Sonne-Wolken Mix. 

Natürlich wurde die längere der beiden Strecken gewählt: 135km (davon 5km neutralisiert) mit knapp 2000Hm verteilt auf 4 Anstiege und viel Gehubbel. Da es sich also um den ersten Start auf französischem Boden handelte, war der erste Startblock mit immerhin 150 Plätzen für Moritz tabu, und da stundenlanges Warten natürlich auch keine Option ist (Stichwort "Kaltstart"), musste aus ziemlich genau der Mitte der knapp 600 Teilnehmer gestartet werden. Dementsprechend aggressiv ging Moritz in der 5km langen neutralisierten Einrollephase zu Werke um Positionen gut zu machen, denn direkt nach dem Startschuss sollte es bergauf gehen, 4km bei 5%. Leider war das Jedermanns Plan und so konnte Moritz die ersten Attacken nach dem fliegenden Start aus einer eingekeilten Position aus ca. 10. Reihe gut beobachten, ohne jedoch reagieren zu können. Nachdem sich alles etwas beruhigt hatte, wurde folgerichtig die Taktik auf "alles oder nichts" umgestellt und mit 187er Herzfrequenz überholt was zu überholen war. Dies klappte auch soweit ganz gut: Kurz vor der Kuppe war Moritz an allen Fahrern vorbei, die es nicht in die gut 60 Mann starke Spitzengruppe geschafft hatten und hatte deren Ende aus ca. 50m Distanz gut im Blick. Aber die Lücke alleine zuzufahren auf dem nun folgenden Flachstück mit Gegenwind? Keine Chance…

Dementsprechend unzufrieden fand sich Moritz nach der ersten Abfahrt und extremem Gebummel im Flachen (auch die mit 7 Mann vertretenen Teams hatten keine Ambitionen zu führen) dann in einem knapp 200 Mann starken Verfolgerfeld wieder. Der Gedanke an eine richtig gute Platzierung war dahin und so ließ sich Moritz mehrmals zu einem sonst sehr selten zu beobachtenden Verhalten hinreißen: Ein DGD Fahrer führt das Feld längere Zeit im Flachen an. Merci bien à George Dos Santos, der diese Verhaltensauffälligkeit hier ab Minute 5:00 sehr gut dokumentiert hat:

 

 

In den Rückenwindpassagen ab Kilometer 53 nahm das Peloton dann auch richtig Fahrt auf, wobei Moritz bei den Attacken im Flachen meist in kleinere Gruppen mitgehen konnte, die dann aber alle wieder schnell eingeholt wurden. Zumindest die Beine stimmten also und der Plan wurde gefasst, gestärkt von einem leckeren Powerbar-Gel (Geschmacksrichtung Cola natürlich), am 3. Berg des Tages richtig anzugreifen. Aufgrund mangelnder Streckenkenntnis war nicht genau klar, wann dies sein würde, aber als nach 90km eine 180 Grad Abbiegung von einer Bundesstraße folgte, war der Fall klar: Groß nach vorne arbeiten war nicht nötig, Moritz war schon im Flachen an 5. Position, und für den 2,4km langen und 6% steilen Col de Bedes wurde ein gleichmäßig hohes Tempo gewählt und das Geschnaufe und Geschalte im Rücken wurde kontinuierlich leiser, was natürlich motivierte, durchzuziehen. Als oben nur noch eine 6er Gruppe beisammen war, waren sich alle einig, nun durchziehen zu wollen, was Moritz in der technischen und engen Abfahrt an die Grenzen seiner Steuerkünste brachte. Es folgte direkt der längste Anstieg zum Col de Grand Sambuc (10,3km 340Hm), bei dem sich die Gruppe sehr schnell auf die Hälfte reduzierte. Warten hatte natürlich keinen Sinn, also ging es auf die letzten 22km nach der Überquerung zu dritt und keiner der drei Fahrer rechnete wohl ernsthaft damit, den Vorsprung ins Ziel zu retten. Doch das gelang! (Und ist vor allem den enormen Flachdrücker-Qualitäten von Moritz' Mitfahrer Cyrill Pottier zu verdanken!) So stand am Ende Platz 54 (von 445 gewerteten) zu Buche, ein sehr nettes Resultat für das erste Rennen der Saison 🙂

Der Mythos Ergebnisliste klärte sich dann auch noch auf: (a) Auf den 130 gewerteten Kilometern fuhr Moritz einen 35er Schnitt, in der Liste taucht er aber mit einem 36,7er Schnitt auf, da die gesamten 135km durch die Nettozeit für 130km geteilt werden. (b) "Jedermannrennen" ist in Frankreich durchaus wörtlich zu nehmen: Der Rennsieger erfuhr auch schon P4 im Straßenrennen der asiatischen U23 Meisterschaften. wink

Abschließen kann nur die herausragende Organisation des Events gelobt werden, sodass auch ohne Konferenz in der Umgebung ein Start im kommenden Jahr nicht unwahrscheinlich ist. Mit Radtasche (nur Laufräder ausbauen erforderlich) und direktem TGV (3h20 Paris-Marseille) lässt sich die Anreise sehr entspannt gestalten.