Nach zwei Jahren Abstinenz ging es endlich wieder los. Bei 0 Grad und Schnee im Rhein Main Gebiet fiel es leicht sich auf sonnige 12 Grad zu freuen. Traditionell war die Anreise kompliziert. Sebastian kam aus Frankreich, Florian war schon vor Ort und Daniel, Heiko und Moritz nahmen den 5 Uhr Flug. Beim Aussteigen wurde ein Passierstau hinter Reihe 45 erzeugt, weil die sehr deutschen Passagiere die Anweisung nach Reihen sortiert aufzustehen sehr wörtlich nahmen – was zu großem Erstaunen seitens Daniel und Moritz führte. Dank Privattransfer konnte das Frühstück im Hotel in Ruhe zu sich genommen werden. Die sonnig/frische Einrollrunde wurde erst gemütlich und in Annäherung des Erdbeerkuchens zügiger bestritten. Das Material und dessen fachmännischer Remontage gab kein Anlass zu unnötigen Stops.
Als sogar die Sauna auf hatte, Daniel erstmals mit Bademantel anreiste war der erste Tag sehr entspannt zu Ende, natürlich war ein üppiges Carboloading nötig für die anstehenden Etappen. Daten: 52km Schnitt über 30kmh.
Pandemie-bedingt schwebt über dem traditionellen Trainingslager und den Jedermannrennen im Frühjahr auch dieses Jahr ein großes Fragezeichen. Die Saisonplanung erfordert also erneut einiges an Kreativität und als ein erstes, sicher durchführbares Event wurde die Tour of Sufferlandria in den Kalender aufgenommen. Tour of Suffer what? Tja, wer von der neben den drei Grand Tours angeblich härtesten Landesrundfahrt noch nie gehört hat, der wird sicher auch nicht vom legendären Schleifer Sir Neal Henderson durch den Winter gequält.
Worum geht es also? Zunächst einmal handelt es sich um ein Fundraising Event zugunsten der Davies Phinney Foundation, die sich seit vielen Jahren im Kampf gegen Parkinson engagiert (als Info für ein gänzlich nicht informiertes Teammitglied: bekannt auch aus dem Outro von Blender). Der sportliche Aspekt besteht darin, in 7 Tagen die entsprechenden Sufferfest Trainingsvideos durchzustehen: Manchmal sind es zwei Videos am Stück, manchmal nur eins (birgt bereits Potential sich komplett abzuschießen), und natürlich soll der Spaß im Vordergrund stehen. Ok, das letzte war glatt gelogen, denn in der „nuklearen Option“ (alle Videos auf 100% der persönlichen Leistungswerte) für die sich die Teamfahrer alle entschieden haben, wird es ein Qual sondergleichen, mit höchstwahrscheinlich jämmerlichem Ende. Zumindest für den Artikelschreiber, der sich entschieden hat, 3 Wochen vor Tourstart seine Leistungswerte mit einem Fitness Test auf den neusten Stand zu bringen.
Für das DGD Racing Team am Start sind in alphabetischer Reihenfolge: Daniel, Heiko, Moritz und Sebastian.
Start der Tour of Sufferlandria ist am kommenden Samstag um 11 Uhr MEZ. Als Vorgeschmack hier noch die offizielle Steckenvorstellung:
Um die Beine fürs sonntägliche Rennen nicht unnötig zu strapazieren wurden alle Varianten in Richtung Ultental gestrichen und als Ziel wurde ein Café in St. Walburg auserkoren. Nach nur 20km gemütlichem Pedalieren – Moritz fuhr mit ca. 10 Minuten Vorsprung aufs Gruppetto zusammen mit Katie den Lanaer Hausberg hinauf. Aufgrund der späten Abfahrtszeit war der erste Anstieg schweißfördernd warm, Kühlung bot dann der neu eröffnete, Taghell beleuchtet Kofl Tunnel mit knapp 1km Länge. Obwohl nicht wirklich minutiös geplant kamen beide Gruppen fast zeitgleich am Tourziel an und es konnten diverse Eisvariationen geordert werden. Auf der Abfahrt tauschen Moritz und Daniel für ein paar nicht optimal asphaltierte Passagen das Material um mal zu schauen was sich in Sachen Material so getan hat – die Antwort: bei gleichem Reifen und Reifendruck ist der Fahrkomfort des Comet spürbar besser, die 40mm hohe Felgenflanke sorgte für vergleichsweise hohe Seitenwinddetektierbarkeit. Sebastian schaute sich das Geplänkel nicht an und fuhr die Abfahrt nach Lana auf P1, bis er 3 Kurven vor Schluss mit demontierten Vorderrad auf die anderen drei Fahrer wartete – Schlauch in der Kurve explodiert, Ursache unklar aber zum Glück ist Sebastian und sein nagelneuer Laufradsatz heile geblieben.
Aufgrund von etwas diffiziler Wetterlage, bewölkt und etwas frischer, und wegen unterschiedlich frischen Beinen wurde heute entschieden eine kurze, lockere Runde zu fahren. Im Vierer Express ging es den nochmals mit neuem Belag und Unterführungen ausgestatteten Radweg bis fast nach Bozen. Dort eröffnete Moritz ein kurzes Bergzeitfahren (3km/ 185Hm), dass er souverän von vorne gewann. Daniel lies sich vom versehentlichen geöffneten Pulsgurt kurz vorm Schluss zum Abreißen verleiten (+25 Sek), während Sebastian mit schweren Beinen Katie nur knapp hinter sich halten konnte. Nach kurzem Sammeln ging es zügig hinab und über die Felder zurück nach Lana zur Eisdiele. Eckdaten: 50km, 32er Schnitt, 350 Hm.
Danach wollte Sebastian noch mittels Firmware Upgrade seine elektronische Schaltung (Ultegra 6800) zu einem neuen Feature verhelfen, dem Semi-Synchronized Shift (automatisches Schalten hinten beim Kettenblatt Wechsel), allerdings benötigt man leider doch neue Upgrade Teile für diese Gruppe.
Wie in den meisten Jahren wurde am ersten richtigen Trainingstag der Anstieg nach Mölten in Angriff genommen, dieses Jahr waren die Temperaturen sehr angenehm. Alle vier fuhren gemütlich an den Fuß des Anstiegs, sogar ein weiterer Fahrer klinkte sich in Moritz Windschatten. Moritz fuhr den Berg in einem Tempo an, was für P3 auf Strava gut gewesen wäre um zu schauen wie schnell sich das anfühlt – die Antwort: zu schnell. Daniel musste bereits nach einem Kilometer abreißen lassen, die Beine waren vom Windschattenfahren noch zu kalt, Sebastian fuhr ebenfalls in seiner eigenen Pace, die sich seiner Meinung nach nicht schnell anfühlte, es aber war (-2:30 schneller als seine Bestzeit), Daniel verfehlte seine Vorjahreszeit nur knapp (9 Sekunden). Moritz Form war wie erwartet überragend und er konnte seine Bestzeit um 1 Minute unterbieten.
In Mölten wurde die Runde um eine nicht zu verachtende Schleife verlängert, welche die Etappe zur Königsetappe werden lies. Die erste Rast war an der Linger Alm, kurz nach ein paar kleinen Rampen nach Mölten hoch. Der Preis für 3 Strudel und 3 Getränke betrug 20,50€, Moritz konnte aufgrund Kleingeldknappheit den Preis auf 20€ herunterhandeln. Dann ging es noch ein paar Höhenmeter hoch, und die Schlaufe wurde eröffnet. Eine Abfahrt auf einem Feldweg, unterbrochen mit Zwischenanstiegen auf leider überschaubarem Belag führte bis zur Hauptstraße oberhalb von Jenesien. Dann konnte man ein paar zügige Kilometer talwärts in Richtung Bozen fahren, bis es recht abrupt rechts ab ging. Entlang des Berges führte eine kleine Straße die nur 2 Modi kannte. Über 12% oder kurze Abfahrten, alle Fahrer fuhren im niedrigsten Gang mit Sicherheitsabstand in der gewohnten Reihenfolge, was Sebastian viele Körner kostete – selbst sein Beschwerde-Sprachzentrum war außer Gefecht. Zurück auf der bekannten Route (für 2 von 3 Fahrern) gab es dann zum höchsten Punkt oberhalb von Jenesien ein Steilstück, und dann kam die Dorf-Doppelrampe (18% und gefühlt >20%).
Dank Katie, die die klassische Möltenrunde fuhr, wusste das Trio, dass St. Ulrich geschlossen hatte, sie fuhr zum nächsten Gasthof auf der Route, und die drei kehrten zum zweiten Mal in die Linger Alm ein, dieses Mal mit Erdbeerkuchen und positivem Trinkgeld. Die Abfahrt nach Meran war leider nach 2km von einer sehr langsamen Autokollonne blockiert, sodass der Schwung fast ausschließlich in die Bremse ging. Eckdaten der Touren: 63km/1518Hm/19er Schnitt und (112km/3170Hm/23-24er Schnitt)