Ötztaler Radmarathon 2025

Nach der positiv verlaufenen Erstteilnahme von Moritz und Heiko beim Ötztaler Radmarathon 2023 und dem Lospech im Vorjahr wollten dieses Jahr wieder Fahrer vom DGD Racing Team am Event in Sölden teilnehmen. Dieses Mal wurde dabei auf die Anmeldung via der Tourismusförderung gesetzt, bei der man einen sicheren Startplatz bekommt, wenn man sich während des Marathons in einer lokalen Ferienwohnung einmietet. Dies klappte überraschend einfach und war auch preislich völlig im Rahmen.

Gemeldet und vor Ort waren dieses Mal Matthias, Martin, Daniel, Moritz und Heiko. Die Ziele von Moritz und Heiko waren die Bestätigung der Leistung von vor 2 Jahren, aber mit deutlich weniger Standzeit. Einerseits durch schnellere, andererseits durch bessere Verpflegung. An dieser Stelle auch nochmal besten Dank an Michael Meyer für die Verpflegung am Kühtai. Die anderen Fahrer wollten vor allem Erfahrung sammeln und sinnvoll ins Ziel kommen. Weiterhin wollte sich insbesondere Moritz für 2026 einen Start im ersten Startblock sichern. Wie schnell man hierzu genau sein muss, ist a priori nicht komplett klar, aber eine Nettozeit von 8:25 bei Editionen mit gutem Wetter ist mittlerweile der Standard.

Trotz des durchweg sehr durchwachsenen Wetters verdichteten sich 3-4 Tage vor Rennstart die Zeichen für perfektes Wetter am Renntag. Dies sollte sich auch nicht mehr ändern. Die finale Wettervorhersage sagte zunächst kaltes (5 Grad am Start, maximal 23 Grad in St. Leonhard) und sonniges Spätsommerwetter vorher.

Am Renntag gingen Moritz, Daniel und Heiko trotz der klirrenden Kälte 1h vor Rennstart in den Startblock. Zu dem Zeitpunkt war es noch relativ leer und die Position war im Vergleich zu 2023 ca. 20 Meter weiter vorne. Matthias und Martin folgten dem Ratschlag, sich erst kurz vor Rennstart zum Start zu begeben.

Nachdem das Feld ins Rollen gekommen war, fingen Moritz, Daniel und Heiko an, sich durch das Feld nach vorne zu arbeiten. Moritz und Heiko sprangen spontan auf einen 2-Mann-Zug auf, der sich – O-Ton „kriminell“ – durchs Feld nach vorne pflügte. Dabei war man so schnell unterwegs, dass man bereits deutlich vor Ötz auf die Spitzengruppe auffahren konnte und sich keine anderen Fahrer trauten, sich dem Zug anzuschließen. Die Nettozeit auf dem ersten Segment von Sölden nach Ötz war dabei 2 Minuten(!) schneller als die der Spitzengruppe. Heiko hatte sogar die 4. beste Segmentzeit von allen 4000 Startern. Daniel fuhr kurz danach ins Kühtai ein. Von hier an trennten sich die Wege von Moritz und Heiko.

Rennen von Moritz:

Moritz entschied sich dazu, am Kühtai etwas langsamer als bei seiner ersten Teilnahme 2023 zu fahren und stets unter 300W zu bleiben. Das klappte hervorragend und er fand sich an der Passhöhe in einer größeren Gruppe wieder, die er, obwohl er gefühlt als einziger zur Mini-Verpflegung und zum Windwesten-Ablegen anhalten musste, mit einer rasanten Abfahrt wieder einholte. Sicher mit entscheidend dafür: Die neuen Laufräder und eine neue persönliche Topspeed von 114,6 km/h!

Bis zum Brenner versteckte er sich dann vorbildlich in einem riesigen Peloton mit dem einzigen Ziel, Kraft für die beiden finalen Pässe zu sparen. Dort war die immer weiter fortschreitende Professionalisierung im Hobbybereich spürbar: Moritz, der planmäßig die offizielle Verpflegung in Anspruch nahm, kurz sein Rad abstellte, selbst eine Flasche mit Wasser füllte, 2 Becher Cola trank und 3 Gels mitnahm, konnte all das auch deswegen in aller Ruhe tun, weil von gut 200 Mitfahrenden nur eine weitere Person nicht persönlich und fliegend vom Straßenrand verpflegt wurde. Natürlich war damit das Peloton weg und aus einem Rennen wurde fortan ein echter Radmarathon – alleine gegen die Uhr. (Ähnliche Situationen boten sich natürlich auch am Jaufenpass und in Schönau, werden aber aus dramaturgischen Gründen nicht nochmal beschrieben.)

Die alles entscheidende Frage lauerte dann in Sterzing: Power oder keine Power mehr (wie 2023) am Jaufenpass? Moritz‘ Beine fühlten sich von Beginn an hervorragend an, aber um sein Glück nicht zu sehr zu strapazieren, hielt er sich trotzdem streng an seine Wattvorgabe von 80% FTP, was sich am Timmelsjoch auszahlen sollte. Zwar verließen ihn auch dort Stück für Stück die Kräfte (abgesehen von einer kurzen Show für Ralph, der vom Straßenrand in St. Leonard vehement „300 Watt“ forderte), aber die knapp 240W im Notmodus sorgten für eine flüssige, problemlose und um 21 Minuten schnellere Fahrt als bei Moritz‘ Ötztaler-Premiere.

Bleibt, nach schneller Abfahrt trotz einiger Ziegen auf der Straße, die Frage nach der Endzeit und wie man rechnet. Zwischen Start und Ziel sind 8:06 verstrichen, aber Moritz‘ Fahrtzeit betrug 7:57. Die Differenz ist die Summe von vier planmäßigen und sehr zügig abgewickelten Verpflegungsstopps, wobei die Betonung auf der letzten Silbe liegt, wie das bei Selbstverpflegern bei einem Radmarathon nun mal üblich ist. Der Fahrer selbst hat sich deswegen dazu entschieden, das ansonsten perfekte Rennen für sich als „Ziel sub 8 erfüllt“ zu werten und traut sich zu, 2026 noch 15 Minuten schneller zu fahren.

Rennen von Heiko:

Unspektakulär und streng nach Watt-Vorgabe ging es zum Kühtai hoch. Oben angekommen wurde der Windstopper ausgezogen und eine Flasche ausgetauscht. In der rasanten Abfahrt sammelte sich glücklicherweise direkt eine größere Gruppe, die mit solidem Tempo bis nach Innsbruck fuhr. Anfangs wurde auch am Brenner ordentlich gefahren. Gegen Ende ließ das Tempo allerdings nach und so kam es, dass auch Heiko eine Führung fuhr, um die Gruppe in Fahrt zu halten. Am Brenner musste Heiko dann fast als einziger Fahrer seiner Gruppe die offizielle Verpflegung in Anspruch nehmen und verlor dadurch die Gruppe. Also ging es alleine bis nach Sterzing zum Jaufenpass.

Am Jaufenpass war eigentlich ein Schnitt von 265 Watt geplant. Diesen konnte Heiko allerdings nicht ganz halten und fuhr mit 255 Watt bis zur Passhöhe. Von da ging es dann runter nach St. Leonhard und ohne Pause zum Timmelsjoch. Hier merkte Heiko schnell, dass trotz der im Vergleich zu 2023 deutlich verbesserten Nahrungsaufnahme, nicht mehr viel im Tank war. Dementsprechend stellte sich Heiko auf 2 sehr, sehr zähe Stunden am Timmelsjoch ein. Dies sollte sich auch bewahrheiten. Im Nachhinein konnte sich Heiko an keine vergleichbar zähen Stunden auf dem Rad erinnern. Zur Ablenkung wurde über den Handylautsprecher Musik gehört und ein Plausch mit Hannah gehalten, die durch Zufall an der Strecke getroffen wurde. Mit letzter Kraft konnte sich Heiko bis zum Timmelsjoch retten, und von da ging es ins Ziel bis nach Sölden.

Mit einer Nettozeit von 8:23:04 und auf einem 360. Gesamtrang konnte Heiko sein gutes Ergebnis von vor 2 Jahren deutlich übertreffen. Ob die Zeit für einen Startplatz im ersten Startblock reicht, muss sich noch zeigen.

Rennen von Daniel:

Nach einem kurzen „Stau“ (nur 220 W möglich) ging es wie geplant mit 250 W hoch ins Kühtai, bei Micha Meyer wurden dann beide Flaschen (ambitioniert, soviel in der Kälte zu trinken) getauscht und die Armlinge abgelegt – Danke nochmals für diesen Bottledroppoint. Die extrem schnelle Abfahrt wurde zaghaft gefahren (95 km/h nur), bis im Inntal ein Loch zu einer großen Gruppe geschlossen werden musste – was aber einigermaßen zügig verlief. Die besagte Gruppe war flott, und zum Teil wurde den Brenner nur in Einerreihe hochgefahren. Jochen Stein konnte zum zweiten Mal im Rennen als Gesprächspartner dienen. Kurz vor der Mautstation wurde noch Wasser ab- und dann nachgefasst. In Richtung Sterzing war die Gruppe gespalten, aber es gab gute Windschätten. Als das Rennen am Jaufenpass in den Marathonmodus wechselte, war Jochen ein finales Mal zu sehen, er gab dann aber Gas und war von dannen. Daniel musste dort schon in den Ankommensmodus wechseln, d.h. fast immer niedrigster Gang und nur 210 W, mehr gaben die Beine nicht her. Oben wurde dann sogar außerplanmäßig Kuchen und Cola konsumiert. Die schöne und technische Abfahrt wurde bewusst ausgedehnt, um ggf. noch ein paar Körner zu finden. Das Timmelsjoch (letzte Befahrung >10 Jahre her) war dann doch steiler, und es ging noch zäher zur Sache – in Schönau gab es nochmal weitere Gels und Cola, bevor dann die nicht enden wollenden 7 km zum Gipfel „gefahren“ wurden, mit sagenhaften 185 W. Jegliche Motivation, den Gegenhang an der Mautstation nochmal zu „ballern“ war vergangen, es ging nur darum, durchzufahren. Selbst die Aeroposition konnte dank Nackenkrampf nicht mehr eingenommen werden. Nettozeit war knapp unter 9h, klar über den selbst gesetzten Ansprüchen. Stravalink

Rennen von Martin:

Martin hatte sich bei seiner Ötztalerpremiere vorgenommen, vor dem Besenwagen ins Ziel zu kommen. Insbesondere durch die besondere Startnummer 1000 und die Aussicht auf einen Eintrag in die Teamwertung (ab 5 gewerteten Fahrern) war die Motivation groß, dies auch zu schaffen. Hierzu wurde sich im Vorfeld eine Pacingstrategie zurechtgelegt. An den Anstiegen sollte 240 – 250 Watt gefahren werden, und ansonsten war das Hauptziel, möglichst viel Essen, egal in welcher Form, zu sich zu nehmen. Beides klappte trotz der wenigen Jahreskilometer hervorragend. So fuhr Martin nach einer hervorragenden Zeit von 11:50:55 ins Ziel wo er von Heiko und Moritz in Empfang genommen wurde.

Rennen von Matthias:

Matthias startete nach bei seiner Ötztal-Premiere mit kontrolliertem Tempo ins Rennen, fand aber schon am Kühtai nicht so gut in den Tritt und musste darüber hinaus noch mehrmals auf die Toilette. Mit vergleichbarem Tempo fuhr er dann weiter über den Brenner zum Jaufenpass. Die Passhöhe erreichte er um 14:25 Uhr. Dies war zwar nur 5 Minuten vor dem Besenwagen, erfahrungsgemäß ist das Zeitlimit am Jaufenpass aber am härtesten und wenn man dieses geschafft hat, ohne komplett fertig zu sein, schafft man das Timmelsjoch dann ebenfalls. Immerhin hat man danach für die kurze Abfahrt nach St. Leonhard und die anschließende Auffahrt aufs Timmelsjoch 5 Stunden Zeit. Nichtsdestotrotz entschied sich Matthias kurz nach der Abfahrt vom Jaufenpass dazu, vom Rad zu steigen und auf den Besenwagen zu warten. Bis zu dem Zeitpunkt war er ca. 10 Stunden auf dem Rad unterwegs. Trotz der ungewollten Taxifahrt hat sich Matthias bereits vorgenommen, mit verbesserter Strategie 2026 erneut am Start zu stehen.
Ergebnisse

Ötztal Radmarathon 2025 – Prolog

Um die Chancen auf Startblock A zu erhöhen, beschlossen Daniel, Moritz und Heiko am Prolog teilzunehmen (Startgebühr wird für einen guten Zweck gespendet). Es gab knapp 200 registrierte Teilnehmer, davon waren nur 161 in der Teilnehmerliste. Die Strecke war nur 1 km, davon 100 m flach und dann 105 Höhenmeter eine schmale Dorfstraße hoch. Aus den Vorjahren wurde für Moritz eine Zielzeit von 3:30 ermittelt, die für die Top 16 und damit dem 1. Startblock reichen würde. Das Wetter war sehr wechselhaft, es kamen immer mal wieder kurze Schauer herunter, sodass beim Warmfahren die Räder schön dreckig wurden. Heiko startete mit Sonnenschein als erstes, und konnte dank Saisontiefstgewicht, Bicarb und gutem Pacing eine solide Pace vorlegen. Daniel kam 8 Minuten später mit (zu) viel Schwung unten durch die flachen Kurven und den Anfang des Berges. Am Zielspurt musste dann Tribut gezollt werden, anstatt einen Gang hoch musste heruntergeschaltet werden. Kurz danach kam dann Moritz, dessen Aufzeichnungswerte leider nicht verfügbar waren. Mit präziser Wägtechnik wurden gute 460 W ermittelt, aber auch dort ging kein Endspurt mehr – das Hinterrad drehte kurz durch und dann war der Ofen zu früh aus – 10s hinter der heute geforderten 3:27er Zeit. Abends werden dann noch 20 weitere Plätze verlost – vielleicht ist dem Trio das Losglück hold (dem war leider nicht so).

Giro delle Dolomiti – Stage 5

Wie 2019 ging es am letzten Tag auf die Seiseralm. Leider war das Wetter schlechter als prognostiziert, sodass ein grauer Tag das heute wieder komplette Starterfeld begrüßte. Der Tesla-Nachfolder von BYD fuhr auch im Flachen eher lahm nach Norden. Der winklige Feldweg mit kleinen Zwischenrampen war mal wieder eine neue Streckenvariante – genauso wie die Anfahrt zum Chrono durch Seis und über einen steilen Waldweg. Bei der Verpflegung konnten vergessene Gels noch ersetzt werden, sogar mit Mochito Geschmack. Moritz fuhr wieder mit der Spitzengruppe ins Zeitfahren rein. Dort setzen sich die üblichen 5 Fahrer ab, unter anderem wurde der extrem knappe (3s) Gesamtsieg von Micha in dieser Gruppe ausgefahren – Glückwunsch noch mal dazu. Janine musste erst auf der Abfahrt wegen der Kälte zittern, aber ihr Gesamtsieg war ungefährdet. Trotz der harten Belastung vom Vortag konnte Moritz mit einem jungen Dänen sich aufgehende Lücken in der Gruppe schließen und seinen 10. Gesamtplatz bestätigen. Daniel und Heiko machten noch ein wenig Gewicht vor dem Segment und fuhren wieder gemeinsam durch die Zeitnahme. Dieses Mal machte Daniel das Tempo, aufgrund der 8,5% Durchschnittssteigung musste Heiko auf den Windschatten verzichten, ohne aber wirklich zurückzufallen (<30s). Daniel verfehlte zwar seine Zeit von 2019 um ca. 30s (nicht genau zu ermitteln, da das Segment leicht abwich), war aber dennoch zufrieden mit der Performance (nur 1,5 Minuten hinter Moritz). Stefan und Matthias konnten ebenfalls solide Leistungen abrufen. Die Abfahrt war dann leider nass und wieder viel zu langsam – die polizeilichen Auflagen bieten anscheinend weniger Möglichkeiten als in den Vorjahren – was sehr schade ist und viele erstmaligen Teilnehmer von einer erneuten Teilnahme abhalten wird. Stravalink

Giro delle Dolomiti 2025 – Stage 3

Am dritten Tag ging es auf den Hausberg von Edi Rizzi, den Mendelpass. Bereits am Start um 8:30 war es ordentlich warm und schwül. Der Start des gezeiteten Segmentes begann kurz nach dem Abzweig nach Kaltern, war also nur knapp unter 10 km lang. Moritz fuhr wie üblich mit der Spitzengruppe in den Anstieg, hatte aber nach seinen Fabelwerten am Vortag keine guten Beine und musste seinen direkten Konkurrenten (ein wenig) ziehen lassen. Daniel und Heiko positionierten sich am Ende des Feldes, um in keinerlei Rennaction zu geraten. Natürlich wurde Stefans bessere Startposition mit einem Helferdienst (300 W) genutzt, der Körner sparte für zwei von drei Beteiligten. Stefan konnte sich jedoch wieder in seinen Rhythmus hineinfinden, und fuhr mit P60 seine bis dato beste Tagesplatzierung. Daniel übernahm in der zweiten Hälfte die Führungsarbeit von Heiko, der dann leider eine kleine Lücke (<30s) lassen musste. Zu Moritz schlechter Tagesform kam noch ein Zielstillstand statt Zielsprint hinzu – die Kette verhakte sich zwischen beiden Kettenblättern – die zuvor analysierte Montagerichtung des kleinen Kettenblattes war nämlich dafür nicht optimal. Matthias ging unten etwas zu forsch in den Anstieg und musste dann die Pace etwas nach unten korrigieren. Daniels Beine waren im Vergleich zum Vortag deutlich besser, und auch die gute Streckenkenntnis machte sich bezahlt.

Die zweite Pause war dann schon kurz vorm Gampenpass, auf dessen Abfahrt man bedauerlicherweise mehr stand als fuhr – die Pace vom Führungsfahrzeug war eher für Bergauf ausgelegt. Dennoch kam man trocken und vor dem Zeitplan zurück zur Messe Bozen, um die Pasta einzunehmen. Stravalink mit Flyby, Ergebnisse

L’Alsacienne Cyclosportive 2025

Nachdem das Event im letzten Jahr sprichwörtlich ins Wasser fiel, war die Motivation in diesem Jahr umso höher, beim Rennen in den Vogesen teilzunehmen und ein gutes Resultat zu erzielen. Aus terminlichen Gründen konnten allerdings nur Moritz und Heiko am Radmarathon teilnehmen. Die Anreise wurde diesmal auf Freitag nach der Arbeit gelegt, was super funktionierte. Lediglich die Suche nach der, in den steilen Berghängen von Schliffels gelegenen, Ferienwohnung gestaltete sich bei hereinbrechender Dunkelheit etwas schwieriger als gedacht. Die einer Schnitzeljagd ähnelnden Wegbeschreibung hätte man natürlich auch einfach durch eine GPS-Koordinate ersetzen können. Das wäre aber zu einfach gewesen. Durch die frühe Anreise stand der gesamte Samstag zur Rennvorbereitung zur Verfügung. Da es nicht viel anderes zu tun gab, war der Tag der (gefühlt) entspannteste des ganzen Jahres. In Antizipation der für das Wochenende angekündigten „grande chaleur“ deponierten Heiko und Moritz daher auch noch Notfalltrinkflaschen am Parkplatz „Le Breitfirst“, den man im Rennen nach ca. 130 Kilometern erreicht.

Für das Event sollte die RaceCarb-Strategie getestet werden, um beim Saisonhighlight, dem Ötztaler Radmarathon, mehr Optionen für die Verpflegung zu haben. Hierzu wurde eine komplette Flasche Race Carb (700 Gramm Zucker) in eine Trinkflasche gefüllt und in die andere reines Wasser, zu Beginn um weitere 150g RaceCarb angereichert. Die Wasserflasche sollte dann an jeder Verpflegungsstation aufgefüllt werden und zur Kühlung von innen und außen genutzt werden, während die Sirupflasche über das gesamte Rennen der Verpflegung dienen sollte. Gels und Riegel wurden auch eingepackt. Die Riegel sollten sich als unnötig erweisen, die Gels nicht.

Da das Rennen sonntags erst um 7:30 losgehen sollte, konnte am Renntag gemütlich aufgestanden und 2 Stunden vor dem Start gefrühstückt werden. 2023 stand man ca. 40 Minuten vor Start des Rennens bequem in der dritten Reihe des Starterfeldes. Zum allgemeinen Erstaunen standen dieses Jahr aber zu vergleichbarer Zeit bereits ca. 1000 Leute in der Startaufstellung (Startblöcke gibt es nicht). Um den eigenen Ambitionen gerecht zu werden, wurde sich also ca. 970 Positionen vorgemogelt. Auf die Beschwerde eines anderen Fahrers entgegnete ihm prompt Heiko, er hätte den Auftrag erhalten, das Starterfeld zu verdichten. Von wem diese Instruktion kam, lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren.

Rennen von Heiko

Heiko hatte sich für das Rennen vorgenommen, ungeachtet von möglichen Gruppen, sein Langstreckenpacing zu testen. Bei über 4000 Höhenmetern auf 170 Kilometer sollte Windschatten ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spielen. Also ließ er am ersten Anstieg nach wenigen Minuten die Spitzengruppe fahren und fuhr streng nach eigener Vorgabe den Berg hoch. Das klappte auch gut. Wie schon 2023, formierte sich an der kurzen Gegenwelle nahe der wenig spektakulären Moselquelle eine Gruppe aus 20 Fahrern, die gut lief und es Heiko erlaube im Sparbetrieb bis zur ersten Verpflegung zu kommen. Dort hielt er als einziger Fahrer seine Gruppe an und holte sich, wie geplant, eine neue Flasche Wasser bevor es den „Col de Haag“ hochging. Ab da war Heiko eigentlich fast das gesamte Rennen alleine unterwegs. Bergauf wurden immer um die 280 Watt angepeilt. Bergab wurde auf der mittlerweile bekannten Route Strecke gemacht und der eine oder andere Fahrer überholt, der das Rennen zu schnell angegangen war oder in der Abfahrt vorsichtiger.

An der dritten Verpflegungsstelle passierte leider ein Malheur. Heiko bat einen der freiwilligen Helfer darum, die zu dem Zeitpunkt noch halbvolle RaceCarb-Flasche mit Wasser aufzufüllen. Leider meinte er es zu gut und leerte die Flasche komplett aus, bevor Heiko ihn davon abhalten konnte. Nach kurzer Diskussion bekam Heiko eine Flasche mit „Sirop de Grenadine“, die er zum Erstaunen des Helfers komplett in die Flasche füllte. Nach kurzer Erläuterung der Verpflegungsstrategie konnte Heiko weiterfahren. Da normaler Zuckersirup aber keine Fruktose enthält, konnte Heiko bis zum Erreichen der am Vortag platzierten Trinkflaschen (diese waren ca. 2 Stunden entfernt) nur noch deutlich weniger Zucker zu sich nehmen, als geplant (trotz der Gels). Dies machte sich irgendwann durch ein leichtes Abfallen der Leistung bemerkbar. Endlich am Breitfirst angekommen, konnte Heiko die Flaschen wieder tauschen und mit der gewohnten Zuckermischung bis ins Ziel fahren. In Ermangelung einer Mülltonne musste Heiko allerdings noch eine Gruppe von Wanderern bequatschen, seinen Müll entgegenzunehmen. Nach kurzem Hinterfragen der Sinnhaftigkeit bei hochsommerliches Temperaturen Rad zu fahren, wurde diesem Wunsch entsprochen. Einen großen Dank an dieser Stelle nochmal an die netten französischen Randonneure.

Das Ziel am Lac de Kruth konnte kurz darauf mit einer Gesamtzeit von 6 Stunden 17 Minuten und 50 Sekunden erreicht werden. Zur Freude von Heiko sollte dies für den hervorragenden 24. Gesamtrang und den 12. Rang in der Altersklasse reichen (bei ca. 3000 Startern insgesamt in allen Kategorien). Als Randnotiz sei zu erwähnen, dass Moritz und Heiko die besten deutschen Starter beim Rennen waren.

Rennen von Moritz

Moritz hatte sich auch eine Langstreckenstrategie parat gelegt und die Vorgabe am Berg lautete 290W. Diese Strategie wurde auch vorbildlich nahezu 7 km lang eingehalten als sich das Tempo in der ca. 50 Fahrer:innen starken Spitzengruppe erhöhte. Im Gegensatz zur letzten Teilnahme entschied Moritz sich, kurzzeitig (deutlich) über seiner Schwellenleistung zu gehen und der Gruppe zu folgen. Im steilsten Stück Richtung Col Du Page teilte sich die Gruppe schließlich doch und Moritz folgte mit 340W dem langsameren Teil zwei jungen Belgiern, die am Ende auf Platz 10 und 11 fahren sollten und damit am Ende 4 Minuten hinter dem Verfasser des Artikels landen sollten — so viel sei schon mal gesagt. Die richtige Entscheidung.

Die erste lange Abfahrt des Tages wurde am Vortag des Rennens genau inspiziert und auch dank der guten Streckenkenntnis konnte Moritz die beiden Gruppen kurz vor dem anstehenden Flachteil wieder zusammen bringen. Richtung erste Verpflegung rollte Moritz direkt hinter dem Auto der Rennleitung und bog in Führung liegend planmäßig in die Verpflegungszone ab. Als einziger. Alle anderen fuhren weiter. Damit konnte zumindest im längsten Anstieg streng nach Wattmesser gefahren werden und einige La Ola Wellen mit den zahlreichen Zuschauern an der Strecke initiiert werden. Im oberen Teil holte Moritz dann eine 15 Fahrer starke Gruppe ein und entschied sich rauszunehmen und gemeinsam bis zur zweiten Verpflegung zu fahren. Auch dort gelang ein super schneller Boxenstopp (insgesamt hatte Moritz bei seiner 4-Stopp-Strategie insgesamt nur 1:49 Standzeit!) und auf dem nun folgende, schwersten Abschnitt setze sich Moritz gemeinsam mit Ferdinand Becker, der auf der mittleren Strecke (145 km) am Ende auf P5 fuhr, von der Gruppe ab.

Die Aufteilung war dabei einfach: Weil Ferdinand beschloss, seinen Wattmesser zu ignorieren, fuhr er am Berg vorne aber Moritz konnte im Gegensatz zu 2023 seine Leistung zur eigenen Überraschung konstant halten (Col de Firstplan 286W, Col du Petit Ballon 292W, Col de Platzerwasel 286W) und folgenden. Ab Hälfte des Firstplans unterhielten sich beide Fahrer, was half, nicht zu überpacen. Trotzdem wurden vereinzelte Gegner in den Steilstücken geradezu stehen gelassen. In den Abfahrten gab Moritz dank guter Streckenkenntnis die Linien vor.

Nach dem vierten Stopp nach 2/3 des Platzerwasel zog Ferdinand seinen Endspurt an und Moritz beschloss bei noch 50 zu fahrenden Kilometern sein eigenes Tempo weiter zu fahren. Am Parkplatz des Col de Breitfirst fuhr Moritz auf die zu diesem Zeitpunkt auf zwei weitere Fahrer auf, die wussten, dass sie in den Top 10 lagen. Das motivierte ungemein und dank guten Wechseln auf der welligen Route des Crêtes wurde noch ein weiterer Gegner eingesammelt. Es ging also im Col du Bramont sensationell um Platz 6 in der Gesamtwertung! Moritz versucht direkt am Fuße des Anstiegs, die Entscheidung zu suchen, was kurzfristig sogar gelingen zu schien, doch am Ende zog Enzo weg (und schnappte sich in der Abfahrt sogar noch P5) während Moritz mit Viktor und Mathieu auf die Zielgerade einbog und mit verbleibenden 848W (für Moritz gar nicht schlecht) immerhin letzteren auf hinter sich halten konnte.

Insgesamt bedeutete das P8 und Moritz wahrscheinlich stärkstes Rennen aller Zeiten.

Epilog

Für die Rückfahrt wurde diesmal der Sonntag Abend gewählt. Da die Ferienwohnung bis Montag gebucht war, konnte man sich vorher noch in aller Ruhe frisch machen und erholen. Dies war eine gute Entscheidung.