Trainingslager Mallorca 2017: Ausrollen auf drei verschiedene Arten

Der brutale "Gegenwindklassiker" vom Donnerstag hatte allen vier Fahrern alles abverlangt. Das genaue Programm für den letzten Tag des Trainingslagers sollte daher erst am Morgen beim Frühstück festgelegt werden (obwohl natürlich mehrere Tracks im Vorais sorgfältigst geplant worden waren). Um die Spannung direkt rauszunehmen, sei direkt erwähnt, dass sich das DGD Racing Team für ein dreifach gestaffeltes Ausrollprogramm entschied.

Variante 1: Daniel hatte im Finale des Küstenklassikers alle Körner mobilisiert und schon am Abend leichtes Halsschmerzen verspürt. Extrem verdächtig auch, dass er von Katie erst zum Biertrinken auf dem Hotelzimmer mit Meerblick (5 Euro Aufpreis pro Tag) ermunternd werden musste. Um nichts zu riskieren, entschied er sich für ein spảtes Frühstück gegen 10 und mit bereits 600km in den Beinen, gar nicht mehr zu fahren.

Variante 2: Katie und Detlef nahmen sich eine 60km lange Runde durchs Mallorquinische Hinterland vor und konnten dort die Sonne genießen und die Beine auslockern. Trotzdem kamen 340 Höhenmeter und ein 22,5er Schnitt zusammen. Da sie sich über die Vorschläge des Tourenplaners hinwegsetzten, wurde auch erstmals in der Geschichte des DGD Racing Teams die Innenstadt von Sa Pobla (Großgemeinde Muro) zwecks einer Kaffeepause erkundet, anstatt einfach die Umgehungsstraße im dicken Blatt zu fahren.

Variante 3: Moritz nahm sich die neu geplante Strecke über die 16km lange Hügelstraße zwischen der Ostküste und Manacor vor. Erstmals seit 2014 war auch der Puig de San Salvador wieder im Programm, wo er trotz angezogener Handbremse (es drohte eine Gegenwindschlacht auf der Rückfahrt ins Hotel) eine ganz ordentliche Zeit (16:48) vorlegen konnte.

Höhepunkt des Tages war aber natürlich das traditionelle 3-Gänge-Menü  bei l'Escrivania in Porreres, was wieder vorzüglich war und sich dankenswerterweise über 1:40h hinzog, sodass keine zusätzliche Verdauungspause mehr vonnöten war. Überraschenderweise stand der Wind dann doch besser als befürchtet, sodass Moritz auf der letzten Rille fahrend sehr schnell Raum und Zeit gewinnen konnte und nach 128km/1500Hm mit einem 30,5er Schnitt hochzufrieden im Alcudi Mar ankam.

Danach wurden die Räder geputzt (Daniel und Moritz mussten und durften persönlich Hand anlegen); Katie und Detlefs Mietrad wurde vom sehr freundlichen Easy-Tours Team gereinigt. Der Bus für die Rückfahrt stand zur neuen Rekordzeit 3:55 am Hotel bereit, sodass am Flughafen noch genug Zeit war, diesen Artikel fertig zu stellen. Ob das DGD Racing Team wirklich Premium Economy bei Condor fliegt, wird im Abschlussbericht aufgeklärt werden 😉

Trainingslager Mallorca 2017: Küstenklassiker

Pünktlich um 8:45 startete der Bustransfer nach Port Andratx, dieses Mal gab es einen Privattransfer mit Minivan und Anhänger – sehr komfortabel. Kurz nach 10 Uhr starteten alle vier zeitgleich auf die Königsetappe des Trainingslagers. Der erste sanfte Anstieg wurde durch eine planerischer Meisterleistung des Herrn E. mit einer Rampe an einer Kirche vorbereitet. Bereits auf der ersten Abfahrt (es gibt auf der 60km langen Küstenstraße keine Flachstücke), wurde klar, dass der Wind eine große Rolle spielen würde – er kam entgegen der Fahrtrichtung mit teilweise sturmhaften Böen. Im Unterschied zu den Vorjahren, gab es für die zwei Fahrer des DGD Racing Teams eine neue Stichstraße zu erkunden. Die 24 Serpentinen hinunter in ein Feriendorf (Port d'es Canonge) mit 300Hm sorgten für Abwechslung. Das Streckenlayout ähnelte teilweise dem einer Indoorkartbahn.

Bergauf gab es dann natürlich auch schöne Steilstücke mit gut 15%, dann ging es weiter in die Gegenwindschlacht. Das Timing am Marktplatz in Soller war auch dieses Jahr gut, nur 5 Minuten nachdem Moritz und Daniel einen Tisch sicherten, trafen Katie und der Bergfloh ein. Trotz ansonsten eher kühlen Temperaturen (16 Grad) wurde man auf dem Touristenmagneten in Soller während des Mittagsmenü mit Nudeln gut durchgebraten. Dann ging es auf den höchsten Berg Mallorcas. Daniel mahnte noch an, man müsse ob des Windes ein paar Körner sparen. Angekommen auf der Passstraße wurde jedoch ein sehr flüssiger Rhythmus gefunden und es wurde dann doch schnell gefahren (gleiche Zeit wie 2014). Oben am Gipfel fuhren die beiden gänzlich ohne Pause an den zahlreichen Radfahren vorbei und unten am Kiosk den aufziehenden Wolken mit einem Unterhemdenupgrade auf Windstopper gerecht zu werden. Ab da war es nicht mehr wirklich warm und die Abfahrt inkl. langer Gerade nach Pollenca war die erwartete Gegenwindschlacht. Daniel fing an, sein hohes Tempo am Puig zu bereuen denn nach den obligatorischen Führungswechseln ging ab Pollenca 0,0 mehr. Erst auf den letzten 3 Kilometern von Alcudia nach Playa de Muro, gab es dann Rückenwind.
Katie und der Bergfloh kamen ebenfalls gut über den Puig, der Bergfloh lies es sich erneut nicht nehmen ein paar Attacken gegen andere Rennradler zu fahren – wurde aber von Katie zurückbeordert – denn schließlich sollte er noch als solider Windschattenspender fungieren. Dennoch war der Bergfloh gut 5 Minuten schneller als 2015, sehr starke Leistung. Die beiden schafften die 130km und 2700Hm mit einem 20er Schnitt, die 3100Hm und 140Hm wurden von Daniel und Moritz in einem 26er Schnitt bewältigt, und das trotz widriger Bedingungen.
Zum Thema Widrig: Daniel war mit seinem im Sommer 2016 erworbenen Garmin Edge 520 bis dato eigentlich zufrieden. Nur die Akkulaufzeit war nach zig Firmware-Updates nicht mehr top. Trotz allen Tipps (GLONASS aus, Bluetooth aus, Beleuchtung aus), kam nach 6 Stunden die Akku niedrig Warnung (500m vorm Ziel). Beim Versuch den Track zu speichern gab es einen Freeze und Zack – waren die Daten weg.

Trainingslager Mallorca 2017: Ruhetag

Pünktlich zum geplanten Ruhetag sollte sich auch das schlechteste Wetter der Woche zeigen. Bei nur 15 Grad, scharfem Nordwind und nur mäßigem Sonnenschein fuhr das Quartett zur Eisdiele nach Alcudia. Um die Beine ein wenig locker zu fahren wurde das Flachstück nach Sa Pobla mit richtig solidem Rückenwind mit >35km/h absolviert mit den sprichwörtlichen Füßen auf dem Lenker versteht sich. Ab Sa Pobla kam der Wind dann eher seitlich, und es wurde ein neuer Streckenabschnitt, ein schöner Radweg in Richtung Pollenca/Alcudia eingeweiht. Gleich zu Beginn überholte eine ambitioniert fahrende Dame die vier Fahrer (heute nicht unisono gekleidet), ohne auf den nächsten 10km einen Vorsprung von mehr als hundert Metern herauszufahren.

In Alcudia war die eingezeichnete Eisdiele leicht woanders, aber die Tische draußen alle frei.

Nach der Stärkung ging es dann mit Rückenwind zurück zum Hotel und direkt in die Sauna.

Daniel hatte zum n-ten Mal an seiner Bremse geschraubt – erst waren die Zughülsen verknotet und nicht 100% fest am Lenker und das Lenkerband musste neu gewickelt werden, dann bei Formentor die Position der Beläge neu justiert. Am morgen wurde der Zug etwas zu optimistisch nachgespannt und dann schlussendlich am Ende des Ruhetags etwas nachgegeben – gut Ding will bekanntlich Weile haben. Daten der Tour: flache 41km

Trainingslager Mallorca 2017: Sa Calobra auf Zeitensuche

Pünktlich vor dem Ruhetag wird es ernst: Die Speerspitze bekommt das gleiche Streckenmenü wie Gruppe Sport 1. Bei erneut strahlendem Sonnenschein ging es auf leicht neuen Strecken in Richtung Berge. Auf einem der neuen Streckenabschnitte unterschätzte Daniel ein Schlagloch, was durch einen metallischen Schlag quittiert wurde. Es war zum Glück nichts am Laufrad, lediglich der Lenker drehte sich ein paar Grad erdwärts, in 2 Minuten war das behoben. Am ersten Anstieg hoch zur Tankstelle oberhalb des Kloster Llucs fuhren alle 4 sehr verhalten, es wurden Kräfte gespart und gemütlich hochgeleiert. Bereits auf dem Zwischenstück zwischen Tankstelle und Kiosk (Mallorca-Insider wissen bescheid) deutete sich an, dass der Verkehr an diesem Tag extrem sein würde. Daniel und Moritz mussten teilweise berghoch schon Autos überholen, erst als der Bus ein paar Autos vorbeigelassen hat, lief es wieder flüssig. Der kleine Anstieg, der Südseite des Col del Reis, wurde dann zu einem Fernduell mit dem zuvor benannten Bus. Denn ein Bus ist auf der Abfahrt ein größeres Hindernis. Zum Glück blockieren zahlreiche andere Rennradler die Strecke, sodass die Abfahrt "busfrei" schien. Statt hinter einem Bus, hingen die beiden Fahrer (die immernoch hinter der Speerspitze lagen, weil noch der Transfer für Donnerstag gebucht wurde vor dem Start) hinter einem Fahrzeug der lokalen Polizei, das keine Anstalten machte rechts ran zu fahren. Das Überholen von Daniel wurde dann lautstark per Hupe anfeuert, zumindest kam das bei ihm so an und der Abfahrtsmodus wurde auf Attacke geschaltet. Der nächste Bus, inkl. Bergfloh der kurz pausierte um nicht nur in Abgasen zu fahren, wurde innen überholt – am Ende waren es dank Moritz' Zählung 27 Autos und mindestens doppelt so viele Radfahrer. Es ging nicht bis nach Sa Calobra, kurz vor dem Rennradrummel ging es links ab in ein verlassenes Seitental (mit ca. 70 Zusatzhöhenmetern). Dort war das Restaurant menschenleer, es gab Bedienung bei moderaten Preisen und einem traumhaften Blick. Ein Dank für diesen Geheimtipp geht an Stefan, der diesen Abschnitt im Vorvorjahr auf anraten von Heidrun auf 4 Rädern erkundete. Nach der Stärkung ging es auf den Hauptanstieg zu. Schon kurz nach dem Restaurant sah man eine kleine Lücke zwischen dem angriffslustigen Bergfloh und Katie aufgehen – dieser 10 Sekunden Abstand sollte sich aber im Verlaufe des gesamten Anstiegs (800Hm) konstant bleiben. Beide verbesserten ihre Leistungen vom Vorvorjahr um 5 Minuten – was aufgrund des späten Stravauploads und fehlenden Daten der Vorleistung erst spät Abends herausgefunden wurde.
Daniel konnte Moritz' guten Beinen nicht viel entgegensetzen und musste schon am Anfang des Hauptanstiegs eine Lücke reißen, davor holte die beiden noch zusammen den 5. Platz overall bei Strava auf dem Vorberg direkt nach dem Essen. Zusätzlich wurde Moritz noch von einem Engländer ermutigt auch berghoch an Autos und dem obligatorischen Bus vorbei zufahren, sodass er in die kleine Lücke zwischen Bergfloh und Katie sprinten konnte. Dann ging für das Trio das Warten los. Daniel konnte im Berg einen guten Rhythmus fahren (185er Puls), bis jedoch nichts mehr ging. Reisebus + Serpentinen + Gegenverkehr der zu spät anhält + Radfahrer die versuchen sich in die nicht existierende Lücken zu quetschen machten die letzten 2km zu einem Geduldsspiel.

Die Rückfahrt war dann weiter mit Stau (auch berghoch) gespickt, erst ab dem Kloster Lluc war alles frei. Auf dem Flachstück nach Pollenca gaben Daniel und der Bergfloh in ihren jeweiligen Gruppen nochmal alles und dann konnten die Beine in den Gartenwegen ein wenig gelockert werden obgleich die meiste Zeit eher kein Rückenwind war. Daten der Tour: 120km knapp 27er Schnitt (Busbereinigt) und je nach Gerät 2100 bis 2280Hm.
Zum Thema Gerät: Nachdem Moritz Garmin 810 ein paar Wochen nach Garantieablauf eine Haltenase weniger hatte (Kulanz Fehlanzeige), schaltete sich selbiges auf Höhe Kloster Lluc kurz aus, nicht unüblich für Geräte dieses Fabrikats. Beim obligatorischen Datenupload und fast einstündiger Linux-Frickelei musste Moritz jedoch feststellen, dass der Track den gesamten Anstieg nicht beeinhaltete. So konnte die wohl anständige Leistung am Berg nur nach diversen Track hin- und her vergleichen gemutmaßt werden und es gibt dazu keinen Stravabeweis. Der Zulieferer von Radcomputern wird wohl die längste Zeit Garmin gewesen sein.