Königstuhldownhill – Christian auf Abwegen

Nachdem die letzten Wochen fahrradtechnisch für mich hausarbeitsbedingt eher auf Sparflamme liefen, erlebte ich am gestrigen Sonntag ein unerwartetes radlerisches Abenteuer. Eine frühe Ankunft in Heidelberg und das herrliche Herbstwetter sorgten für einen großen Drang, mal wieder in eine längere Tour zu starten. Ich erinnerte mich an das Angebot eines netten Kommilitonen, der bereits vor längerer Zeit versprochen hatte, mir seine „alte“ Freeridemaschine zu leihen und mir die interessantesten Trails um Heidelberg zu zeigen … Ein kurzer Anruf genügte und kurze Zeit später startete ich, ausgerüstet mit einem Trek Session 77 Mod. 2008 und einem motivierten Mitfahrer, in Richtung Königsstuhl.

Natürlich machte sich das Gewicht der 180 mm Stahlfeder und des verstärkten Rahmens bei den wirklich anspruchsvollen Steigungen schnell bemerkbar, dennoch gelang uns das Überholen 3er schwer beeindruckter Rennradler. Nach einem gegen Ende doch sehr quälenden Anstieg, erreichten wir dann die Aussichtsplattform am Königstuhlgipfel, wo sich ein herrlicher Ausblick auf das herbstliche Neckartal, den Odenwald und sogar die Berge des Pfälzer Waldes bot.

Bevor es dann auf die Abfahrt gehen sollte, lüftete mein Mitfahrer auch das Geheimnis um den Inhalt seines mitgeführten Rucksacks und schnallte sich Schienbein- sowie Unterarmprotektoren um. Spätestens jetzt war mir klar, dass es wohl etwas ungemütlicher zur Sache gehen würde.

Genauso kam es dann auch und mit beeindruckender Geschwindigkeit stürzte sich mein Kollege in den erstbesten Trail. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich hinterher zu wagen. Was dann folgte war an Abenteuerlichkeit kaum zu überbieten. Der Trail war gespickt mit scharf aus dem Waldboden ragenden Sandsteinfelsen, hohen Wurzeln und Findlingen. Während mein Begleiter schon fast außer Sichtweite verschwand, war ich stolz die ersten Hürden übersprungen zu haben, nicht ahnend, dass hinter der nächsten Serpentine eine rund 25m lange Sandsteintreppe auf mich wartete. Das wunderbar arbeitende Fahrwerk verzieh zwar unglaublich viel, aber als ich dank einer überhasteten Lenkbewegung die Treppe auf halber Strecke rechtsab verlassen musste, führte dies unvermeidbar zur ersten Begegnung mit dem Heidelberger Waldboden. Die Landung war glücklicherweise erstaunlich sanft und mit ein paar Kratzern und blauen Flecken konnte die Tour fortgesetzt werden.

Der weitere Streckenverlauf gestaltete sich dann etwas entspannter und bis auf einen Fast-Sturz an einer seltsam-steilen Spitzkehre kam ich dann tatsächlich wieder am Schloss an und freute mich riesig, wieder Asphalt zu sehen.

Das Fazit der Tour: ein abenteuerlicher Tag, das Wissen, dass mich das super Fahrwerk einige Male vor weiteren Ausflügen Richtung Waldboden bewahrt hat, aber auch einige Schrammen und blaue Flecken und die Erkenntnis, dass diese Art des Radsports doch deutlich zu extrem für mich ist … bevor so eine Tour wieder in Frage kommt, muss auf den, nun von Daniel ja reichlich erkundeten, Odenwaldtrails die Geländetechnik verbessert werden und ohne Protektoren geht auf diesen Trails gar nichts !

(wenn sich die 1,3 MP Handycambilder als anschaulich herausstellen, folgt hier evtl. noch das ein oder andere Bild der Tour)