Wie bereits im letzten Jahr ging es im Winter für Daniel und Heiko als Teil der Saisonvorbereitung zu einem einwöchigen Trainingslager nach Gran Canaria. Die Kombination aus hohen Bergen und frühlingshaften Temperaturen hatte sich für den Formaufbau im Januar bewährt.
Tag 0 – Materialtest mit Sonnenuntergang
Im letzten Jahr hatten Daniel und Heiko noch keine ideale Materialwahl bei den mitgenommenen Rädern getroffen. Der raue Asphalt von Gran Canaria empfiehlt ein auf Komfort ausgelegtes Rad. Heiko hat sich speziell für die Wintervorbereitung ein neues Rennrad zugelegt, welches auf der Insel eingeweiht werden sollte. Das 2025er Cube Attain SLT ist ein auf Komfort ausgerichtetes, modernes Trainingsrad, auf dem man problemlos breite Reifen montieren kann. Daniel griff auf sein Gravelrad zurück, bei welchem er lediglich straßentaugliche Bereifung aufziehen musste. Darüber hinaus wurden zur Freude der vielen Rennradfahrer im Sommer diverse Straßen in Gran Canaria erneuert. Insbesondere ist es nun möglich, auf gutem Asphalt von Maspalomas direkt auf den Pico de las Nieves zu fahren. Der abendliche Materialtest verlief zufriedenstellend.
Tag 1 – Zu viel für den Anfang
Vor Ort wurden die Etappen bereits geplant und der Trainingsgruppe von Michael und Janine Meyer zur Verfügung gestellt. Dieses Jahr bestand die Trainingsgruppe vor allem aus trainierten Athleten von Michael und weiteren Freunden und Bekannten. Neben Janine, Michael, Daniel und Heiko waren in der „Hessenwoche“ erneut Johannes am Start sowie seine bessere Hälfte Hannah. Weiterhin noch Lisa und Jochen Stein, die ebenfalls von Michael trainiert werden, Alex aus München und die amtierende österreichische Straßen- und Zeitfahrmeisterin Anna. Am ersten Tag stand gleich eine schwere Etappe mit über viertausend Höhenmetern auf dem Programm, weshalb Daniel und Heiko von vorneherein nicht vorhatten, die gesamte Etappe mitzufahren. Leider stellte sich am ersten Anstieg heraus, dass Daniel nach einer vorhergegangenen Erkrankung leider noch nicht wieder fit war. Daher musste er die Fahrt nach dem ersten Anstieg wieder abbrechen. Heiko entschied sich aufgrund des hervorragenden Wetters die Gelegenheit zu nutzen und direkt mal auf den Pico de las Nieves zu fahren. Hier wurde er mit bestem Wetter, fast Windstille sowie einer brillanten Weitsicht belohnt. Auch so war die erste Etappe mit 2600 Höhenmetern auf 100 Kilometern anstrengend genug und für den ersten Tag allemal ausreichend. Wer einen wirklich langen Anstieg sucht, kann sich gerne mal an dem Segment versuchen. Der KOM liegt bei fast 2 Stunden!
Tag 2 – Ruhetag mit Zusatzschleife unter Last
Bedauerlicherweise ohne Daniel ging es am 2. Tag auf eine Ruhetagesetappe. Auf dem Plan stand einmal die Küstentrasse auf und ab. Da dies für Heiko etwas wenig war, wurde noch eine lokale Schleife angehängt. Dabei wollte Heiko den bei Radfahrern sehr beliebten Anstieg nach Ayagaures ausprobieren. Da die Beine noch frisch waren, wurde der ca. 25 Minuten lange Anstieg mit einer leichten Steigerung um den FTP gefahren. Keine schlechte Zeit. Auf der Passhöhe traf Heiko dann durch Zufall Johannes und Hannah. Nach einem gemeinsamen Cafébesuch ging es danach gemütlich wieder nach Hause nach Maspalomas (Etappe 2). Abends hatten Daniel und Heiko genug Zeit, um den alten Kern von Maspalomas um das Yumbo Centrum bei Nacht zu erkunden.
Tag 3 – Keine Leistungstest, aber mit Vorermüdung
Am dritten Tag stand dann wieder eine harte Etappe mit fast 4000 Höhenmetern auf dem Plan. Wieder dabei war diesmal auch der Schweizer Haudegen Herbert, den man bereits im letzten Jahr kennenlernen durfte. Zur Freude der Fahrer beinhaltete diese Etappe am Ende noch einen Abzweig mit 600 Höhenmetern und 9 Prozent durchschnittlicher Steigung. Dieser sollte von den von Michael trainierten Athleten als Leistungstest unter Ermüdung genutzt werden. Darauf hatte Heiko keine Lust, weshalb er zusammen mit Hannah früher nach Hause fuhr. Eine gute Entscheidung. Mit massivem Rückenwind ging es an der Küste zurück nach Maspalomas. Auch ohne den Abstecher fuhr Heiko am Ende des Tages 145 Kilometer und 3100 Höhenmetern. Die Tagesbestzeit am extra Anstieg fuhr im Übrigen der unermüdliche Herbert ;-).
Tag 4 – Große Gruppe, kleine Anstrengung
Am vierten Tag stand wieder eine etwas leichtere Etappe auf dem Programm. Dabei ging es von Maspalomas nach San Bartholome. Von dort gibt es eine wunderschöne Runde auf eng gewundenen Straßen nach Agüimes und wieder nach San Bartholome zurück. Hier straf sich fast die gesamte Trainingsmannschaft im Café. Besonders der Karottenkuchen sei hier lobend hervorzuheben. Heiko nutze den Tag, um an den Anstiegen Fatmax zu fahren.
Tag 5 – Pico Vollgas mit Rückenwind!
Am fünften Tag war erneut ein Leistungstest angeordnet. Und zwar sollte es die schwerste Auffahrt hinauf von Ingenio auf den Pico las Nieves gehen. Da Heiko ein ausgesprochener Fan von langen Anstiegen ist, war die Vorfreude auf den Tag besonders groß. Der Anstieg hat es in sich. Laut quaeldich.de handelt es sich hierbei um die schwerste Auffahrt auf den Pico. Insbesondere das Mittelstück ist sehr schwer zu fahren. Bei 11 Prozent im Schnitt und sehr welligem Profil verlangt dieser Streckenabschnitt den Fahrern alles ab. Angetrieben durch den Calima fuhren Lisa, Johannes, Jochen und Heiko alle Vollgas auf den Pico hoch. Schnell machte sich klar, dass Johannes trotz eines Burritobags am Rad einen überragenden Tag erwischte. Nach gerade mal 1h Stunde und 17 Minuten war er am Gipfel. Das ist in der ewigen Bestenliste Platz 6. Dies ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass die viele der Athleten in den Top 50 Profis sind. Lisa, Jochen und Heiko brauchten alle in etwa gleich lang, wobei Jochen den besten Tag der Drei erwischte und in 1 Stunde 32 Minuten am Gipfel ankam. Heiko kam kurz danach ins Ziel, eng gefolgt von Lisa. Heiko war mit seiner Leistung sehr zufrieden. Einzig die Tatsache, dass ihn oben etwas die Beine einschliefen, wurde von ihm bemängelt. Eine bessere Zeit wäre aber an dem Tag nicht drin gewesen. 1 Stunde und 34 Minuten mit 280 Watt im Schnitt sind für den Zeitpunkt in der Saison nicht schlecht und reichen aktuell für Platz 154 von 3377 in der ewigen Bestenliste. Zur Belohnung ging es für die Fahrer heute in eine überregional bekannte Dulceria in Tejeda, wo es landestypisches Gebäck wie Schweinsohren gibt. Am Ende mussten auf der Etappe 131 Kilometer und 3160 Höhenmeter überwunden werden.
Tag 6 – Tal der (Material)tränen
Am letzten Trainingstag stand für Heiko, Lisa und Jochen die Königsetappe auf dem Programm (Tal der Tränen). Anna fuhr mit der Gruppe die ersten 30 Kilometer mit. Trotz der vom Vortrag weitestgehend zerstörten Beine war die Vorfreude auf die Etappe groß. Dies liegt vor allem daran, dass man hier einen weitestgehend touristisch unbedeutenden Inselteil mit nur minimalem Verkehr erkunden kann. Seit diesem Winter gibt es auch eine Etappe bei Sufferfest, wo man virtuell das Tal der Tränen erklimmen kann. Einzig der Asphalt ist im Tal der Tränen absolut grottenschlecht. So schlecht, dass sich an Lisas Rad die Steckachse löste. Glücklicherweise konnte der Defekt behoben werden und außer einer kleinen Blessur am Arm blieb Lisa unversehrt. Heiko konnte sich hier erstmals über das neue Material (GP 5000 AS im 28 mm, Scheibenbremsen, elektrische Schaltung) freuen. Jochen schienen die Anstrengungen vom Vortag nichts auszumachen. Dieser schien von Anstieg zu Anstieg besser in Fahrt zu kommen. Am Ende muss man bei dem klassischen Tal der Tränen Etappe von Maspalomas 3800 Höhenmeter auf gerade mal 150 Kilometer bewältigen. Solche Höhenmeterkoeffizienten mit angenehmen Temperaturen findet man zu der Jahreszeit ein Europa nur auf Gran Canaria oder Teneriffa.
Tag 7 – Save the Last Ride
Da der Rückflug erst um 16:50 ist, entschlossen sich Daniel und Heiko dieses Jahr die Ferienwohnung einen Tag länger zu buchen, um ab Abreisetag nochmal eine Abschlussrunde fahren zu können. Daniel, leider immer noch nicht genesen, Heiko, der eine Pause gut gebrauchen konnte, fuhren mit minimaler Anstrengen die lokale Runde von Maspalomas nach Ayaguares und schauten sich in Ruhe die teuren Villen an, die dort stehen. Heiko waren diese beim letzten Mal nicht aufgefallen.
Fazit – Mehr ist manchmal weniger
Insgesamt wurden in diesem Jahr in 8 Tagen 753 Kilometer und 17096 Höhenmeter abgespult. Im letzten Jahr waren es 728 Kilometer und 15946 Höhenmeter. Auf dem Papier war die Woche also nochmal intensiver als im letzten Jahr. Die Trainingswoche wurde allerdings deutlich sinnvoller angegangen als im Vorjahr, weshalb die gefühlte Ermüdung geringer aus viel. Vielleicht lag es auch daran, dass wir 2025 nur einen Tag Calima (meist sandiger Wind aus Afrika) hatten und 2024 fast die gesamte Woche.
Als Bonustipp: wenn man den Rücktransfer zum Flughafen einen Tag zu spät bucht, muss man mit dem lokalen Taxi fahren -> kostet nur die Hälfte, dafür gab es kurz ein wenig Adrenalin.